Tamav Irene

 

Ein kostbarer Schatz im klösterlichen Leben

und ein leuchtendes Vorbild der Kirche

 

Einleitung

In der heutigen Zeit ist es nicht so einfach, das Wort “ein Heiliger oder eine Heilige” zu begreifen. Wir leben in einer materiellen Welt und vergessen oft das Himmlische.

Das Buch in deiner Hand erzählt über das klösterliche Leben und die Werke der Nonne Mutter Irene. Auf ihre Fürbittgebete mit der Mutter Gottes Maria, dem heiligen Märtyrer “Abu Sefen” und anderen Heiligen geschehen bis heute Wundertaten.

Das Leben in Heiligkeit war für Mutter Irene von Anfang an vorbestimmt. Sie wurde im Jahr 1936 als erstes von sechs Geschwistern in Oberägypten geboren.

In ihrem Werdegang war sie stets von den Heiligen begleitet und geführt worden. Im jungen Alter von 26 Jahren begann für die neugewählte Äbtissin eine grosse, vielfältige Aufgabe, welche sie bis an ihr Lebensende unter mehreren schmerzhaften Leiden in Geduld ertrug. Dies war der von ihr gewählte Weg als Märtyrerin.

Dadurch konnten in ihrer Zeit zwei Klöster, die dem Heiligen “Abu Sefen” geweiht sind, baulich und auch geistig durch viele Nonnen neu erblühen. Sie strahlte in all den Umwälzungen und Veränderungen dieser Zeit immer ein gütiges Lächeln aus.

Am 31. Oktober 2006 verliess sie für immer diese Welt. Sie opferte ihr Leben für ihre Nonnen-Töchter und die Mitmenschen auf.

Das war Mutter Irene: Ein Leben lang in Bescheidenheit, Gottesfurcht und im Gebet!

Maher und Maria Schacher

 

 

Vorwort

 

Bible

 

Der Gott Israels sprach: “Wer gerecht über die Menschen herrscht, wer voll Gottesfurcht herrscht, der ist wie das Licht am Morgen, wenn die Sonne ausstrahlt an einem Morgen ohne Wolken, der nach dem Regen grünes Gras aus der Erde hervorspriessen lässt.” (2 Samuel 23:3)

 

Aus der Geschichte und dem Leben von Mutter Irene haben wir erfahren, dass sie ihr Ziel, welches sie vor Augen hatte, aus voller Liebe und Zuverlässigkeit erreichte.

Unsere Mutter Irene hat seit ihrem frühen klösterlichen Leben damit begonnen, Erneuerungen und Verbesserungen im Kloster vorzunehmen.

In diesem Buch dürfen wir den Werdegang dieses leuchtenden Sternes von ihrer Kindheit an erfahren. Wir werfen einen Blick auf ihre frommen Eltern, ihren Grossvater “Matta El Fiesi” und ihre Tante “Mufida”.

Für diese anspruchsvolle Aufgabe hat Gott für sie den heiligen Märtyrer “Filopatir Mercurius Abu Sefen” eingesetzt, sein Kloster in Alt-Kairo zu besuchen.

Dieses Buch erzählt vom Leben unserer Mutter Irene, und wie sie sich vornahm, die Führung des Klosters durch Fasten und Beten zu erfüllen.

Sie zog die “Pachomius” Regel vor, indem sie Einzelzellen für die Nonnen verordnete. Sie liess eine Bibliothek und eine Handarbeitsstätte für die Nonnen einrichten. Sie begann mit dem Umbau des Klosters, der Renovierung der Kirche, und erlaubte Besuchszeiten.

Damals meldeten sich viele interessierte Hochschulabsolventinnen im Kloster, um ebenfalls nach ihrem Vorbild zu leben.

Mutter Irene entschied sich, ins Kloster vom Heiligen “Abu Sefen”, welches an der Nordküste von Alexandrien in Krier liegt, zu ziehen. In den Jahren von 1972 – 2001 gab es wegen Neubauten für das Kloster viele Schwierigkeiten

 

Bible

 

“Da donnerte der Herr vom Himmel her, unter gewaltigem Dröhnen liess er seine Stimme hören” (Jesus Sirach 46:17)

 

Gott hat sich verherrlicht und dies stimmt mit den Worten der Bibel überrein:

Bible

 

“Durch sein Wort liess er schnell die Zeichen geschehen, und verlieh ihm Macht vor dem König.” (Jesus Sirach 45:3)

 

Unsere würdige Mutter Irene hatte eine starke Beziehung zu unserer Kirche und dem Patriarch Kyrillus VI.

Der nachfolgende Patriarch Schenuda III. empfahl Mutter Irene, sich im Ausland behandeln zu lassen, da sie an gesundheitlicher Schwäche litt.

Am 26.02.1996 weihte Patriarch Schenuda lll. die neu gebauten Zellen der Nonnen ein.

Unserer Mutter Irene gelang es auch, ein weiteres Stück Land für ein anderes “Abu Sefen” Kloster in “Elkanater El Khairia”, in der Nähe von Kairo, sowie eine Farm mit viel Land an der Nordküste von Krier zu erwerben.

 

 

Mutter Irene besass eine besondere Liebe zum klösterlichen Leben …!

Bible

 

“Wegen seiner Treue und Bescheidenheit erwählte er ihn, aus allen Sterblichen” (Jesus Sirach 45:4)

 

Mutter Irene pflegte eine gute Beziehung zu Patriarch Kyrillus, dem nachfolgen Patriarchen Schenuda lll, den Bischöfen, Priestern und den Gläubigen. Alle, die mit ihr in Kontakt kamen, seien es Gläubige oder Nichtgläubige erkannten ihre Grösse!

Als sie verstorben war, sprach ein Bischof die Worte: “Selig die Verstorbene …, sie war unsere liebe Mutter.”

Der Apostel Paulus lobte die frommen heimgegangen Menschen mit den Worten:

Bible 

“…und um an den Gefässen des Erbarmens, die er zur Herrlichkeit vorherbestimmt hat, den Reichtum seiner Herrlichkeit zu erweisen …” (Römer 9:23)

 

An ihrem Todestag, einem Mittwoch, war das Wetter regnerisch, als ob die Natur mitfühlte und mit weinte. Der Leichnam von Mutter Irene wurde in einem Sanitätswagen ins Kloster zurückgebracht.

Vier Tage nach ihrem Tod kamen ein paar Leute ins Kloster und erzählten folgendes:

Als ihr sterbenskranker Bruder transportiert werden musste, wurde er auf dieselbe Tragbare im Sanitätswagen gelegt. Sogleich bekam er Kraft zum Aufstehen. Dies ähnelt der Geschichte aus der Bibel von der Totenerweckung.

Wir glauben an die Kraft Gottes, welche Wunder hervorbringt. Dazu begleiten uns die Worte aus der Bibel:

Bible

 

“Es ist gut, das Geheimnis eines Königs zu wahren; die Taten Gottes aber soll man offen rühmen” (Tobit 12:7)

 

Im Namen der Mutter Gottes Maria, dem heiligen Märtyrer “Filopatir Mercurius Abu Sefen”, unserem Patriarchen Schenuda III. und Mutter Irene, bitten wir um die Fürsprache bei Gott.

30 Hatur 1723 (koptische Kalender)                                                        09. Dezember 2006

 

 

 

Weil sie nicht viel besassen, opferten sie sich selber an seinem Altar …

(Worte eines geistigen Altvaters)

 

 


Kapitel 1

 

Aus einer frommen Familie, wächst eine gute geistige Frucht

 

Bible

 

“Denn du hast mein Inneres geschaffen, mich gewoben im Schoss meiner Mutter” (Psalm 139:3)

 

 

Die Geburt eines gesegneten Kindes

Am 09. Februar 1936 (02. Amschir 1652 im koptischen Kalender) wurde den Eltern, Mutter Genevieve Matta El Fiesi und Vater Yassa Khilla, das Mädchen “Fawzia” (Mutter Irene) geschenkt. Ihre Eltern waren fromme Leute und erzogen ihre Kinder nach der Lehre von Jesus:

Bible

 

“Beide lebten so, wie es in den Augen Gottes recht ist, und hielten sich in allem streng an die Gebote und die Vorschriften des Herrn” (Lukas 1:6)

 

Die Mutter Genevieve bekam Schwierigkeiten bei der Geburt und weigerte sich, einen Arzt beizuziehen. In dieser Situation begab sich Fawzias Vater in die nahe gelegene Kirche St. Georg in ihrem Heimatort “Tahta” und bat Gott um Hilfe für eine gute Geburt. Gleichzeitig vertraute auch die Mutter Genevieve ihre schwierige Situation der Mutter Gottes Maria an, und bat um ihre Hilfe. Plötzlich leuchtete ihr Zimmer hell auf, und die Mutter Gottes erschien ihr. Daneben erschien der Märtyrer St. Georg und klopfte drei Mal sanft auf ihre Schulter. In diesem Moment erblickte ein kleines Kindlein das Licht der Welt, welches die Mutter Gottes in ihre Hände nahm und bekreuzigte. Dann gab sie es ihrer leiblichen Mutter und sagte:

“Dieses Mädchen gehört nur euch; achtet auf ihre Erziehung.”

Obwohl die Familie am Neugeborenen grosse Freude hatte, war es jedoch noch nicht gewiss, ob ihr Kindlein lebensfähig wird! Deshalb versuchten sie es mit voller Liebe am Leben zu erhalten.

Im Kreis der Familie wurde das Mädchen in einer feierlichen Atmosphäre von Bischof Petrus (Bischof von Achmim und Suhag, 1920-1951) im Kloster von “Bischof Schenuda des Erst- Einsiedlers”, getauft. Bischof Petrus konnte der Familie mitteilen, dass während der Taufe der Fürsprecher des Klosters erschien sei und das Kind gesegnet habe.

Eines Tages besuchte die Familie mit ihrer Tochter die Grosseltern. Damals war Fawzia etwa ein Jahr alt. Am Abend stieg die Familie hinauf zum Hausdach während die Mutter das Kind in den Armen trug. Als sich das Kind von ihr losmachen wollte um zu spielen, wurde die Mutter ängstlich. Das Kind gab jedoch keine Ruhe, und die Grossmutter bat die Mutter es zum Spielen doch hinunterzulassen. Die Mutter willigte ein, und lies das Kind spielen! Plötzlich begann das kleine Mädchen zu schreien, ihr Körper wurde blass, und sie verlor das Bewusstsein. Da dachte die Familie, dass das Kind gestorben sei, und rief sofort einen Arzt.

In diesem Augenblick sah die Mutter auf dem Boden einen Skorpion und dachte, dass dieser ihr Kind gestochen habe! Sofort rief sie den “Erst-Einsiedler Bischof Schenuda” um Hilfe an. Damals war es in solchen Fällen üblich, dass die Leute sich mit einer Fürbitte an Bischof Schenuda wandten.

In diesem Moment kam der Heilige zu Hilfe. Er bekreuzigte das Kind und sagte zur Mutter: “Hab keine Angst, das Mädchen gehört uns!” Sofort kam das Mädchen zu Bewusstsein! Die Eltern waren dankbar für das gerettete Kind, und priesen Gott.

Seither besuchte die Familie jedes Jahr das Kloster von Bischof Schenuda, bis ihre Tochter das klösterliche Leben wählte. Sie hatte vier Schwestern und zwei Brüder.

Denken wir an die Worte vom Psalm:

Bible

 

“Unsere Söhne seien wie junge Bäume, hoch gewachsen in ihrer Jugend, unsere Töchter wie schlanke Säulen, …” (Psalm 144:12)

 

Das Gebet zu Hause

Mutter Irene wuchs in einer geistigen Atmosphäre auf. Die Mutter war ihr Vorbild. Darüber erzählte sie folgendes:

Von meiner Mutter lernte ich das Gebet und die Begegnung vor Gott. Sie betete jeden Tag. Ich erlebte, wie sie den Gebetsraum betrat, die Türe schloss, und zu beten begann. Als ich sie fragte warum sie knie, antwortete sie: “Aus Liebe zu Jesus. Ich beuge mich vor unserem Vater im Himmel.” Darauf fragte ich weiter warum sie das mache. Daraufhin forderte sie mich dazu auf, sich zusammen mit ihr in die Knie vor Gott zu begeben. Von da an begann ich auch zu beten, und lernte von ihr das Beten in Demut!

An einem Wintertag öffnete meine Mutter das Fenster, von welchem aus wir die St. Georg Kirche in Gerga anblicken konnten. Zu dieser Zeit war ich noch jung. Ich fragte meine Mutter warum sie da stehe. “Hörst du das Gebet?”, fragte sie mich. “Ja Mama, ich höre es!”, antwortete ich. Dieses Geschehnis wiederholte sich mehrmals, auch in der Nacht. Als wir den Priester danach fragten, antwortete er: “In dieser Nacht habe ich weder Messe noch Gebete in der Kirche gehalten.” Und er fügte dazu: “Ihr seid gesegnet. Die Einsiedler beten, und Gott lässt euch sie hören!”

 

Die Fürsprache der Mutter Gottes Maria

Unsere liebe Mutter Irene erzählte von der starken Beziehung ihrer Familie zur Mutter Gottes Maria, insbesondere ihrer Mutter.

Als ich ein junges Mädchen war, geschah es, dass mir einmal heisses Wasser über die Beine kippte. Davon bekam ich starke Verbrennungen, welche erschreckend aussahen. Die Behandlung mit verschiedenen Salben führte zu keinem Erfolg. Da wandte sich meine Mutter an die Mutter Gottes, und bat sie um Hilfe. Danach spürte ich, dass wie ein sanfter Wind über meine Beine streifte. Im diesem Augenblick waren meine Beine geheilt, und die Verbrennungen waren verschwunden.

Mutter Irene erzählte über die Heilung ihrer Mutter folgendes:

Virgin MaryMeine Mutter hatte über längere Zeit starke Magenschmerzen. Weil die Ärzte in unserer Stadt Gerga ihr nicht helfen konnten, ging sie nach Kairo. Die Ärzte dort hatten jedoch auch keinen Erfolg! Damals hatte meine Mutter vier Kinder. Der Altersunterschied zwischen jedem Kind betrug nur ein Jahr. Unser Elternhaus in Gerga lag neben der Kirche von St. Maria. Viele Kirchgänger, welche die Messe besuchten, kamen an unserem Haus vorbei. An einem Sonntag erhöhten sich die Schmerzen bei meiner Mutter. Als ich mit ihr auf dem Balkon stand, warf sie einen Blick auf die Strasse und sah die Kirchengänger vorbeigehen. Sie wurde traurig und begann zu weinen, da sie wegen ihrer Schmerzen verhindert war, die Kirche zu besuchen und das Abendmahl zu empfangen. Ich versuchte sie zu beruhigen, und sagte zu ihr: “Mama, St. Maria wird dich heilen!”

In dieser Nacht erschien ihr die Mutter Gottes im Traum. Sie trug ein hellblaues Gewand, welches mit glänzenden Sternen übersät war, und fragte meine Mutter warum sie weine. Meine Mutter antwortete ihr: “Heilige Jungfrau, ich fühle mich nicht so gut, und mache mir Sorgen um meine kleinen Kinder. Wer wird sich wohl nach meinem Tod um sie kümmern, und sie in Gottesfurcht erziehen?” Danach fragte sie die Mutter Gottes: “Ist es möglich, dass Gott mich am Leben erhält, bis ich alle Mutterpflichten erfüllt habe?”. Und meine Mutter bat die Mutter Gottes um etwas Zeit, damit sie inzwischen mit meinem Vater darüber sprechen könne. St. Maria erwiderte ihr: “Sei nicht traurig. Bis dahin ist deine Tochter erwachsen, und kann sich um die jüngeren Geschwistern kümmern!”

 

Mutter Gottes tröstete sie weiter und bot ihr an, sie zu einem guten Arzt zu bringen. Danach begleitete sie meine Mutter in einem Auto durch eine schöne grüne Natur, bis zu einem grossen Gebäude. Dort traten sie ein und wurden in ein Zimmer geführt, in welchem ein Arzt neben einem Patientenbett stand. St. Maria sprach zu ihm: “St. Georg, ich bitte dich, diese Frau zu untersuchen.” Da sagte er: “Heilige Mutter Gottes, du weisst, woran sie leidet!”

Darauf antwortete sie ihm: “Diese Frau bat mich um Fürsprache bei Gott, damit er sie von ihrem Leiden befreie.” Meine Mutter begab sich auf das Bett. Dann legten St. Maria und St. Georg ihre Hände sanft auf ihren Bauch. Sie drückten leicht auf den Magen, danach auf die Brust, bis ein schwarzes kleines Stück mit einem unangenehmen Geruch aus ihrem Mund heraus kam. Sie wickelten es in eine Watte, und sagten dabei zu meiner Mutter: “Du bist jetzt geheilt!” Anschliessend brachten sie meine Mutter nach Hause. Meine Mutter liess uns Kinder mit grossen Augen erstaunen, indem sie uns die Watte mit dem schwarzen Stück darin zeigte, und erzählte, was geschehen ist. Danach stand unsere Familie erleichtert da. Wir beteten gemeinsam, lobten und priesen die Mutter Gottes und den grossen Märtyrer St. Georg, und dankten für ihre Hilfe.

Gott schenkte ihr das Leben bis die älteste Tochter (Mutter Irene) erwachsen wurde. Danach entschied sich diese Tochter für das Leben im Kloster.

Auf dem Lebensweg von Mutter Irene durften wir einen kurzen Einblick bekommen, wie ihre Eltern den Kindern ein Vorbild im Gebet waren. Sie pflegten eine starke Beziehung zu den Heiligen, und besassen dadurch viele gute Tugenden.

 

 

Ein Werk der Barmherzigkeit

Mutter Irene stammte aus einer gütigen Familie. Ihre Mutter nahm sich immer vor, den armen Leuten täglich eine Gabe anzubieten. Immer wenn ihre Kinder aus der “katholischen Schule für Nonnen in Gerga” kamen, gab sie ihnen den Auftrag, zuerst Essen an die armen Familien zu verteilen. Erst dann durfte die ganze Familie mit der frommen Mutter an den Tisch sitzen.

Einmal sagte eine ihrer Töchter zu ihr: “Mama, du kannst denjenigen doch Geld spenden. Dies sollte doch reichen, und es ist nicht nötig, ihnen Essen zu bringen!”

Die weise Mutter antwortete ihr: “Meine Tochter, mit dem Geld kaufen sie lieber ihre Notwendigkeiten und nicht das Essen, welches sie gerne haben möchten!”

Sie bestand darauf, diese Nächstenliebe im Verborgenen zu erfüllen. Sie schickte ihre Mädchen mit dem gekochten Essen während der Mittagzeit zu den Bedürftigen, oder am Abend, wo sich weniger Leute auf die Strasse in der Stadt Gerga begeben duften. Falls sich eine ihrer Töchter wegen der Hitze, der Sonne oder vor der Dunkelheit fürchtete, sagte die Mutter zu ihr: “Wer Gutes tut, den wird Gott vor Gefahr schützen.”

Die Mutter unserer Mutter Irene lebte grosse Barmherzigkeit vor, besonders für die Armen. Ihr Haus hatte zwei Türen, und wenn ein Mensch an eine der Türen klopfte, bekam er anstandslos was ihm fehlte.

An einem Sonntag fiel ihrem Mann auf, dass sie den ganzen Tag Brot verteilte. Da sagte er zu ihr: “Wir sollen doch Brot backen, denn der Vorrat geht zu Ende.” Aus vollem Glauben sagte sie zu ihm: “Wir backen nur an einem bestimmten Tag in der Woche!”

St. MichaelMutter Irene erwähnte die starke Beziehung ihrer Familie zum Erzengel Michael. Zuhause in der Gebetskammer stand seine Ikone, und davor leuchtete eine Kerze. An seinem Gedenktag (immer am zwölften Tag des Monats, nach dem koptischen Kalender) backte sie Fasten-Gebäck und Brot. Diese Gaben legte sie in einen Teller vor die Ikone des Erzengels Michael im Gebetsraum. Am nächsten Tag sah die Mutter ein Brot, worauf der Erzengel Michael ein Kreuz hinterlassen hatte. Sie nahm dieses Brot und legte es zum Mehlvorrat, im treuen Glauben daran, dass das Brot für die Familie und die Armen während des ganzen Jahres ausreichen sollte.

 

 

 

Über das Werk der Barmherzigkeit im Leben ihres Vaters Yassa erzählte ein Geschäftsmann (sein Name ist dem Kloster bekannt) folgendes:

Ihr Vater war ein sehr gütiger Mensch. Er lehrte mich den Handel für mein Geschäft, und unterstützte mich sehr. Er pflegte eine gute und gerechte Beziehung zu seinen Kunden und Mitarbeitern. Herr Yassa war ein gutsituierter Mensch. Er betrieb einen bereitgefächerten Handel. Er wählte immer einmal im Monat einen Tag, an dem er die grössten Einnahmen erwirtschaftete. Dann bat er die Mitarbeiter in sein Büro zu kommen. Jedem gab er vom Überschuss einen zusätzlich Betrag zum Lohn direkt in die Hände. Alle bekamen genug, und konnten dadurch ihre Pflichten erfüllen, wobei der Friede Gottes herrschte.

 

Im Dienst der Kranken und der Witwen

Die fromme Mutter von Mutter Irene bestand darauf, den Dienst aus Liebe zu den Mitmenschen auch ihren Töchtern weiterzugeben. Ein Beispiel dafür war eine alleinstehende Nachbarin, die zusammen mit ihrem Bruder und dessen Ehefrau wohnte. Immer, wenn das Ehepaar verreiste, liessen sie die ledige Frau alleine zuhause. Weil sie motorisch eingeschränkt war, schickte die Mutter Genevieve ihre Töchter zu ihr, um für sie das Essen vorzubereiten, das Haus zu putzen und sich um sie zu kümmern.

Es gab Kinderheime, welche sehr arm waren und grosse finanzielle Schwierigkeiten hatten. Die Mutter Genevieve schickte wiederum ihre Töchter zu den Waisenkindern, und gab ihnen Essen und Süssigkeiten mit. Die Mutter beauftragte Ihre Töchter auch das Heim zu putzen und die Kleidergrössen der Kinder aufzuschreiben, um für sie Kleider anzufertigen. Mutter Irene verbrachte viel Zeit mit den Kindern im Gebet und beim Lesen in der Bibel.

Diese Erlebnisse in den Kinder- und Jugendjahren, welche nach Gottes Willen im Voraus bestimmt waren, gaben Mutter Irene himmlische Einsicht für die Herzen der Menschen. Dazu stimmen die Worte der Bibel:

Bible

 

“Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach.” (Lukas 2:19)

 

 

 

Frau “Faika Yassa”, Schwester von Mutter Irene, erzählte uns, wie sie selbst das geistige Niveau ihrer Schwester erlebte. Mutter Irene liebte Gott schon als Kind aus ganzem Herzen. Sie bestand auf die Beichte vor dem Abendmahl und bewahrte den orthodoxen Glauben in ihrem Herzen.

In der Stadt Gerga lebte eine Familie, die zur evangelischen Glaubensgemeinde gehörte. Eines Tages wurde Mutter Irene zu einer Versammlung in ihrer Kirche eingeladen. Am Schluss hörte sie die Leiterin folgende Fragen stellen: “Wer von seinen Sünden frei ist, soll die Hand erheben.” Diese Frage ärgerte Mutter Irene. Sie schloss Freundschaft mit den versammelten Frauen und nahm sie mit zum Familienhaus. Dort klärte sie mit ihnen diese unverständliche Frage auf. Sie erläuterte ihnen, wie Gott uns von unseren Sünden befreit und wie wichtig für unsere Vergehen eine reumütige Seele sei, um eine gute Beichte ablegen zu können.

Sie erzählte ihnen eine Geschichte des heiligen Makarius, den der Satan in seine Falle zu locken versuchte, indem er zu ihm sagte: “O Makarius, du bist doch von deinen Sünden erlöst!” Darauf antwortete ihm Makarius: “Ich bin immer noch ein sündiger Mensch!”Bevor der Heilige Makarius starb, sprach er: “Erst wenn ich ins Himmelreich gelange, bin ich erlöst!”

Mit der Kraft Gottes und in festem Glauben, gelang es Mutter Irene, viele Zuhörer von diesen Versammlungen fernzuhalten. Als die Leiterin davon erfuhr, dass Mutter Irene sich einmischte und sich darauf vorbereitete, in das klösterliche Leben einzutreten, wunderte sie sich darüber und meinte sie wäre zu jung dafür!

Bei der nächsten Versammlung war die Leiterin sehr aufgebracht und beleidigte mit ihren Worten den heiligen St. Georg. Sie verleugnete auch den Wert der Heiligen und Märtyrer und sprach böse Worte über die Nonnen. Da ergriff Mutter Irene das Wort und verteidigte alle Behauptungen gegen die Märtyrer und das klösterliche Leben.

Die Leiterin der Versammlung wurde sehr unruhig, begann zu zittern und konnte nicht weitersprechen. Da sagte Mutter Irene zu den Anwesenden: “Diese Frau ist von einem Dämon besessen. Wer folgt gerne dem Satan?”

Ein Religionslehrer war anwesend und lobte ihren Eifer, den Glauben zu verteidigen.

Als der Verantwortliche der evangelischen Versammlung Mutter Irene wegen ihres spontanen Verhaltens tadelte, sagte sie aus inneren Überzeugung: “Mein Herr, diese Frau hat den Märtyrer beleidigt!” Danach ging sie zum frommen Priester “Johann Salama”, besprach diese Angelegenheit mit ihm, und er versprach ihr, diese Sache in Ordnung zu bringen.

Am nächsten Morgen um zwei Uhr in der Früh, wurde die Kirche auf merkwürdige Weise erleuchtet während laute Geräusche zu hören waren. Als die Menschen den Lärm hörten, traten sie in die Kirche ein und sahen den Märtyrer St. Georg, der zu ihnen sagte: “Diese betreffende Person darf die Kirche nicht mehr betreten!”

Seither schätzte der Priester Johnna Salama Mutter Irene und lud sie oftmals zum Gottesdienst ein. Er schenkte ihr geistige Bücher zum Lesen, darunter das Buch von Altvater “Jakob El Sorogi”.

Ein anderer Priester der St. Michael Kirche “Girgis” wollte Mutter Irene von ihrem Vorhaben ins klösterliche Leben einzutreten abhalten. Als der Priester Johanna Salama davon erfuhr, bat er die Gläubigen zum Gebet im Gottesdienst. Danach freuten sich alle über den Entscheid von Mutter Irene, ins Kloster einzutreten.

Frau “Faika Yassa” erzählte über ihre Schwester Mutter Irene Folgendes:

Seit ihrer Geburt begleitete sie die Gnade Gottes, welche ihr dazu verhalf, ein frommes Leben im Glauben zu führen. Während der verschiedenen Fastenzeiten war sie sehr bescheiden. Sie bestand darauf, während der Fastenzeit von St. Maria täglich bis zum Abend nüchtern zu bleiben. Danach ass sie ein wenig Brot und ein wenig Salz. In dieser Zeit weigerte sie sich, Früchte zu essen. Mit ihren Freundinnen besuchte sie regelmässig die Gottesdienste, um Gott zu loben und preisen. Danach reinigten sie die Kirche und am Abend nahmen sie gemeinsam ein bescheidenes Mahl zu sich.

Sie reinigten regelmässig die Kirche und beim ersten Mahl geschah Folgendes:

Es geschah am 21. Tag eines koptischen Monats, dem Gedenktag von St. Maria. Mutter Irene wusste, dass der Priester dieser Kirche bereits älter war, und sich nicht mehr um alles kümmern konnte. Deshalb beschloss sie, mit ihren Freundinnen regelmässig die Kirche zu reinigen. Diese Arbeit nahm mehrere Stunden in Anspruch. Bevor sie die Kirche verliessen, erschien ihnen die Mutter Gottes Maria, lächelte, und sagte: “Ich danke euch und ich bin zufrieden, dass die Wohnung meines Herrn gereinigt ist.” Daraufhin gab sie ihnen den Segen und entzog sich ihren Augen. Seither bestand Mutter Irene darauf, jeden Samstag die Kirche zu reinigen. Sie nahm auch uns Geschwister mit, und wir spürten Freude bei dieser Arbeit. Dabei sangen und priesen wir Gott.

Mutter Irene hatte auch Mitleid mit den Witwen. Ich erinnere mich an eine Nachbarin, deren Sohn schon gestorben war. Mutter Irene ging regelmässig zu ihr, tröstete sie, las ihr aus der Bibel vor und sie priesen Gott.

Sie besass immer den geistigen Durchblick, denn eines Tages sagte sie zu uns Folgendes:

“Wir sollten uns beeilen, denn unsere Nachbarin wird ihre Enkelin zu uns schicken, damit wir zu ihr gehen.” Eine halbe Stunde später klingelte es an der Tür, und die Enkelin stand da. Sie sagte: “Komm mit, meine Grossmutter möchte mit dir reden!” Wir erstaunten uns und fragten (meine Schwester) Mutter Irene: “Woher wusstest du das?” Da lächelte sie und pries Gott!

 


Der Märtyrer St. Georg

Über die Beziehung zwischen St. Georg und unserer Familie erzählte Mutter Irene, wie ihre Mutter dem Märtyrer alles anvertraute.

St. GeorgeMeine Mutter hatte eine wertvolle Halskette, welche sie bei bestimmten Anlässen trug. Wenn sie nach Hause zurückkehrte, wurde diese in ihre Schachtel zurückgelegt. Einmal als meine Mutter mit einem meiner Geschwister beschäftigt war, legte sie die Kette schnell in einen Kopfkissenanzug, bis sie die Zeit hatte, sie am richtigen Ort zu versorgen. Dann kam eine Putzfrau, die das Kopfkissen auf den Balkon legte, wobei die Kette unbemerkt hinunterfiel.Auf der Strasse hielten sich mehrere Arbeiter auf, die beim Bau eines Nachbarhauses beschäftigt waren. Meine Mutter beobachtete was geschah, und weil sie die gesuchte Kette nicht finden konnte, ging sie davon aus, dass einer der Bauarbeiter sie gefunden und mitgenommen hätte. Sie bat den Heiligen St. Georg um Hilfe.

Als mein Vater nach Hause zurückkam, bemerkte er die Unruhe meiner Mutter. Als er von der verlorenen Halskette erfuhr, versuchte er sie zu beruhigen. Sie teilte mit, dass sie diese Angelegenheit dem St. Georg anvertraut habe. Darauf sagte er zu ihr: “Meinst du, St. Georg hätte Zeit für solche Sachen? Vielleicht fand sie jemand, der in Not war und Geld brauchte!” In diesem Moment stieg ein Weihrauch auf. Der Märtyrer St. Georg erschien ihnen und übergab die Kette.

 

 

Bischof Abraham

Abba EbraamMutter Irene erzählte, dass ihre Familie Bischof Abraham sehr schätzte, und daher hing ein grosses Bild von ihm in der Wohnung. Meine Mutter hatte viel Besuch von gläubigen Frauen aus der Nachbarschaft. Sie versuchte auch immer, die Privatsphäre der Besucherinnen zu bewahren. Einmal waren mehrere Frauen anwesend, und als eine von ihnen über andere Leute sprechen wollte, versuchte meine Mutter, das Gespräch umzulenken. Als sie keinen Erfolg hatte, blickte sie auf das Bild von Bischof Abraham und bat ihn um Hilfe. In diesem Augenblick hörten die Frauen ein dreimaliges Klopfen auf dem Tisch, der an der Wand stand, wo das Bild von Bischof Abraham hing. Sie blickten nach links und rechts, sahen jedoch niemanden! Sie führten ihre Unterhaltung weiter …! Plötzlich bewegte sich eine Hand des Heiligen aus dem Bild heraus, und klopfte wiederum auf den Tisch. Da sagte meine Mutter: “Es ist nicht recht, dass wir über andere Leute plaudern. Wir sollen für sie beten!”

 

 

 

Das Gebet bringt viel Gutes ins Haus

Mutter Irene erzählte viel von der Güte ihres frommen Grossvater “Matta El Fiesi”, wie er barmherzig war, eine grosse Liebe zur Kirche pflegte und ein Leben im Glauben führte.

Über ihren Grossvater erzählte sie weiter: Jeden Abend rief er die ganze Familie zum Gebet, las ein Kapitel aus der Bibel vor, und erzählte auch Geschichten von den Alt-Vätern. Danach galt für uns die Nachtruhe.

Er war damals siebzig Jahre alt und ihm oblag das Amt eines Erstdiakons. Deshalb verbrachte er die grosse Fastenzeit meistens in der Kirche. Zwischendurch ruhte er sich im Vorhof der Kirche auf einem Sofa aus. Während zwei Jahren kam immer wieder ein Kind zu ihm und sagte: “Grossvater, steh auf und bete!” Er wollte gerne wissen, wie dieses Kind hiess. Deshalb ging er ihm eines Tages nach. Das Kind trat in die Kirche ein und verschwand.

Mein Grossvater erzählte diese immer wiederkehrende Erscheinung dem Priester, der ihm dann verriet, dass dieses Kind der Märtyrer “Kiriakus” sei. Als mein Grossvater dies hörte, weinte er und entschuldigte sich wegen seines Unwissens. Danach beschloss er, drei Tage zu Fasten. Am vierten Tag erschien ihm das Kind wieder und sagte: “Grossvater, steh auf, und geh zum Gebet!” Weiterhin erschien ihm der Märtyrer und die beiden verspürten von da an ein gegenseitiges Vertrauen zueinander. Mein Grossvater bat den Märtyrer um Fürsprache und Hilfe für die Kranken und Notleidenden.

Über das Werk der Barmherzigkeit im Leben des Grossvaters erzählte Mutter Irene folgendes:

CarriageMein Grossvater war ein Holzhändler und besass auch eine Hühnerfarm. Oft ging ich mit ihm ins Geschäft, und blieb bis zum Feierabend bei ihm. Er kaufte viele Sachen für den Lebensunterhalt ein, und wir fuhren mit einem vollbepackten Wagen nach Hause. Auf dem Heimweg machte er bei mehreren notdürftigen Familien halt, und legte für sie einen Korb voll Ware vor die Tür.

 

 

 

 

Mutter Irene in Gedanken auf dem Weg, für den Eintritt in das klösterliche Leben

Mutter erlebte seit ihrer Kindheit die Liebe Gottes. Sie wuchs mit den guten himmlischen Tugenden heran. Sie liebte es zu beten, Gott zu preisen und die Bibel und geistige Bücher zu lesen. Als Kind spielte sie nicht sehr oft mit den anderen Schwestern, sondern neigte eher zur Freundschaft mit ihrer Mutter und ihrer Tante “Mufieda”.

Sie erzählte uns, wie das klösterliche Leben in ihren Gedanken verankert war und sagte dazu: Ich hatte drei Ikonen: eine von Jesus, eine von der Mutter Gottes und eine dritte vom Märtyrer St. Georg. Jeden Tag zündete ich Kerzen an und legte Blumen vor sie hin. Ich hatte eine grosse Sehnsucht nach dem klösterlichen Leben, wusste jedoch noch nicht, wo sich orthodoxe Nonnenklöster befinden. Deshalb machte ich mich zu unserer katholischen Schule auf, um die Nonnen dort zu fragen, ob ich in ihre Gemeinschaft eintreten könnte, mit der Bedingung, bei meiner Konfession zu bleiben. Die Vorsteherin lehnte dies ab.

Darauf schlug mein Vater mir vor: “Wir bauen eine Zelle für dich auf dem Dach!” Ich sehnte mich jedoch für ein Leben in einem Kloster, und meine Tante unterstützte mich dabei. Sie war älter als ich und beide verspürten wir eine grosse Liebe zum klösterlichen Leben. Wir machten aus, dass wir, sie zuerst, und ich ihr nachfolgend, ins Kloster gehen würden.

Meine Tante war eine hübsche Frau, und ihre Familie empfahl ihr zu heiraten und eine Familie zu gründen. Ohne ihr Einverständnis wurde sie verlobt! Vor der Hochzeit stand sie vor das Bild der Mutter Gottes und sprach zu ihr: “Mutter Gottes, ich möchte ins Kloster eintreten. Die Familie jedoch will mich verheiratet sehen!” Da erschien ihr St. Maria und tröstete sie. Meine Tante blieb bei ihrem Wunsch und sah die Erscheinung als ein Zeichen für ihr Vorhaben. Sie bat ihre Familie erneut: “Lasst mich ins Kloster ziehen, denn die Mutter Gottes wird mich als Braut in die Herrlichkeit Gottes führen!” Ihre Mutter glaubte ihr nicht und dachte, sie wolle einfach nicht heiraten!

Bei den Vorbereitungen für ihre Hochzeit bekam meine Tante Mufieda während dem Backen von Süssigkeiten starke Kopfschmerzen. Sie fiel in Ohnmacht und verstarb.

Als ich in meinem jungen Alter von dieser Nachricht erfuhr, weinte ich, und war sehr traurig. In derselben Nacht erschienen mir in einem Traum mehrere Jungfrauen in weissen Gewändern, mit glänzenden Kreuzen in ihren Händen und Kränzen auf ihren Köpfen. Als ich meine Tante unter ihnen sah, freute ich mich und sie sprach zu mir: “Du sollst nicht weinen und traurig sein, denn ich bin an einem sehr schönen Ort, im Paradies! Gott gab dir die Gelegenheit, uns zu schauen, damit du getröstet wirst und nicht mehr zu weinen brauchst.”

St. DemianaIch fragte sie weiter: “Wer sind diejenigen, die dich umringen?” Sie antwortete mir: “Es sind Jungfrauen, welche in ihrem irdischen Leben in Keuschheit lebten. Wir befinden uns jetzt bei der St. Damiana und den ehemaligen vierzig Jungfrauen, die in der frühchristlichen Zeit dem Martyrium ausgeliefert waren.”Darauf fragte ich sie, ob ich mitgehen könne. Sie sagte zu mir: “Frag zuerst deine Mutter!” Als ich meine Mutter fragte, war sie damit nicht einverstanden. Sie war der Meinung, die Familie brauche mich!

Danach teilte ich der Gottesmutter mit, dass meine Mutter nicht einverstanden sei. Darauf sagte sie zu mir: “Du wirst in das klösterliche Leben eintreten, die Leitung eines Klosters übernehmen und viele Nonnentöchter haben.”

Als ich erwachte, erzählte ich meiner Familie von diesem Traum. An diesem Tag war der Gedenktag der St. Damiana. Ich bat alle Heiligen um Fürsprache und Unterstützung für mein Vorhaben, in das klösterliche Leben einzutreten, und dass mich Gott begleiten möge bei meiner zukünftigen Aufgabe: Der Führung und der Betreuung der Nonnentöchter in einem Kloster!

 

 

Der Märtyrer “Abu Sefen”

St. Philopater

In meiner Stille übergab ich Gott mein Leben, um es nach seinem Willen zu lenken. An einem Abend, während des Gebets in Demut erschien mir ein hübscher junger Mann in leuchtender Form. Er fragte mich: “Warum weinst du? In eurem Haus gibt es auch zwei Bilder von mir. Ich brauche dich in meinem Kloster!” Ich fragte ihn:“Wer bist du denn?” Er antwortete mir: “Ich bin der Märtyrer “Abu Sefen”.” Er zeigte mir seine Bilder und verschwand.

Ich wuchs in einem gläubigen Haus auf, ging regelmässig zur Kirche und besuchte die Sonntagsschule. Der Märtyrer “Abu Sefen” jedoch war uns kaum bekannt!

Am nächsten Tag ging ich zum Priester Petrus von der Kirche St. Maria. Ich erzählte ihm was ich gesehen hatte, und fragte ihn nach dem Märtyrer “Abu Sefen”. Da öffnete er für mich das Buch der Heiligengeschichten “Synexarium”, und las mir von seinem Martyrium daraus vor. (25. Hatur im koptischer Kalender).

Am nächsten Tag war ich ins Gebet vertieft. Ich bat Gott um Klarheit und Hilfe in diesem Anliegen. Da erschien mir Märtyrer “Abu Sefen” und lud mich in sein Kloster ein!

Nach zweimaligem Erscheinen informierte ich wiederum den Priester Petrus, worauf er mir sagte: “Warte darauf, es wird etwas geschehen!”

In der dritten Nacht erschien mir der Märtyrer in seiner Offiziersuniform und sagte: “Ich lade dich in mein Kloster ein.” Erstaunt fragte ich: “Ist das Kloster in Kairo?” Er erwiderte: “Ja, ich begleite dich dorthin, und zeige dir das Kloster.”

In dieser Vision erklärte er mir den Ort. “Du wirst sehen, dass einige der Nonnen Besuch von ihren Verwandten empfangen. Falls dich jemand nach deiner Beziehung zum Kloster anspricht, so lächle oder nicke dazu!” Dann machte er ein Kreuzzeichen und sagte: “Hab keine Angst. Wir werden in kurzer Zeit mit dem Pferd im Kloster sein.” Dort begegnete ich zwei Nonnen, die mich nach meiner Beziehung zum Kloster fragten, und auf Anweisung des Märtyrers lächelte ich sie nur an! Der Märtyrer zeigte mir das Kloster, erklärte was Gott mir im Voraus bereitete, und dann brachte er mich zurück in unser Haus in Gerga!

 

In dieser Zeit kam die Nonne “Mutter Maria” aus dem Kloster “Abu Sefen” und besuchte ihre Schwester, die im Nachbardorf wohnt. Sie ging auch zu den Gottesdiensten in der St. Michael Kirche. Es herrschte über drei Tage Fastenzeit für den Propheten Jona. Eine Bekannte von mir begegnete ihr, und so lernten wir uns kennen. Ich lud sie zu uns nach Hause ein, teilte ihr mein Vorhaben mit, ins Kloster einzutreten, und wir verbrachten viel Zeit im Gebet zusammen.

Sie erzählte meiner Familie über das Kloster, das Leben der Nonnen und die Ordensregeln dort.

Danach musste Mutter Maria ins Spital und ich besuchte sie. Sie versprach mir, der Äbtissin “Mutter Kiria Wasef” (1903-1962) mein Vorhaben mitzuteilen.

Mutter Maria kehrte ins Kloster “Abu Sefen” nach Alt-Kairo zurück und erzählte der Äbtissin von mir. Eines Tages bekam ich einen Brief vom Kloster. Die Äbtissin schrieb mir: “Fahre mit dem Zug bis zur Station “Gizeh”, und ich werde dort auf dich warten.”Als mein Vater den Brief las, lächelte er und sagte: “Wir sollen dafür beten dass Gottes Wille geschehe.”

 

Die Mutter des Königs kommt!

Als meine Eltern mein Vorhaben ins klösterliche Leben einzutreten annehmen konnten, entschieden sie sich dazu, eine Fastenzeit zu halten. Dies geschah fünfzig Tage vor Weihnachten. Während dieser Zeit wurden täglich Gottesdienste in der Kirche gefeiert, welche bis hinein in den Nachmittag um 15:00 Uhr dauerten. Meine Mutter konnte den letzten Gottesdienst nicht besuchen. In dieser Zeit blieb sie zuhause beim Gebet, um den zukünftigen Weg ihrer Tochter (mich gemeint) zu erleuchten. Da sah sie folgende Vision:

Virgin MaryDer Raum, in dem sie sich aufhielt wurde hell erleuchtet, und die Engel Gottes waren anwesend. Meine Mutter fragte sie: “Was macht ihr denn da?”Sie antworteten ihr: “Wir bereiten diesen Platz vor, denn die Mutter des Königs kommt!” Da kam die Mutter Gottes in Begleitung einer Engelschar, die sie auf einem mit Gold und Perlen geschmückten Sessel trugen. Die Mutter Gottes strahlte eine grosse Würde aus. Meine Mutter fiel vor ihr in die Knie und sagte: “Gegrüsst seiest du Maria!”

Da sagte die Mutter Gottes zu meiner Mutter:“Kannst du dich erinnern? Bei der Geburt deiner Tochter sagte ich zu dir, sie sei unsere Tochter im Geist, und mein Sohn Gottes freut sich an ihr. Hab keine Angst. Sie betritt das klösterliche Leben!” Darauf sagte meine Mutter: “Der Wille Gottes soll geschehen!”

Als mein Vater nach Hause kam, erzählte ihm meine Mutter von ihrer Vision. Da sagte er zu ihr:

“Ich bin damit einverstanden. Wir können ihr eine Zelle auf dem Dach unseres Hauses einrichten!”

In dieser Zeit besuchte uns der Beichtvater “Pater Matthäus”, der uns erklärte, dass ein Leben in Keuschheit nur im Kloster möglich sei. Weiter sagte er: “Das Leben im Kloster ist nicht so einfach, eure Tochter ist ja verwöhnt. Lasst sie doch gehen, sie wird bald wieder zurückkommen.” Daraufhin willigte mein Vater ein.

 

Mutter Irene betete zu Gott und bat die Heiligen um Fürsprache, besonders den Evangelisten Johannes.

St. John ChrysostomIn der Nacht des Gedenktags des Evangelisten Johannes war ich beim Lesen in seine Geschichte vertieft. Plötzlich erschien mir der Heilige. In der einen Hand hielt er ein Kreuz und in der anderen Hand trug er die Bibel. Seither bat ich ihn um Fürsprache und Hilfe für mein Vorhaben ins klösterliche Leben einzutreten. Er tröstete mich mit den Worten: “Deine Eltern haben deinen Entscheid akzeptiert. Du darfst ins Kloster eintreten.” Als ich mit meinen Eltern darüber sprach, waren sie einverstanden. Die Erscheinung der Heiligen war ein Gnadengeschenk der Mutter Gottes. Dies gab ihnen Klarheit.

In dieser Zeit besuchte die Nonne “Mutter Maria” Gerga, und wir haben vereinbart, zusammen ins Kloster zu gehen. Mein Vater hatte für uns bereits vorgängig die Fahrkarten besorgt. Am 16. April 1953 (08 Bermuda 1669 koptischer Kalender) begann für Mutter Irene der Weg des klösterlichen Lebens. Im jungen Alter von achtzehn Jahren entschied sich Mutter Irene definitiv für dieses Leben. Ihr grosses Vertrauen in den Märtyrer “Abu Sefen” bewog sie in sein Kloster in Kairo einzutreten.

 

 

 

Kapitel 2

 

Das Leben im Kloster

 

“Ihr Jungfrauen; in eurer Keuschheit werdet ihr Töchter der Mutter Gottes”

 

Auf dem Weg des himmlischen Reiches

Die frommen Eltern, Vater Yassa und Mutter Genevieve, waren für ihre Tochter ein Vorbild in ihrer Entscheidung eine Braut Christi zu werden.

Im Jahr 1953, begleitete Mutter Maria unsere Mutter Irene nach Kairo ins Kloster “Abu Sefen”. Vorher empfahl man ihr auch andere Klöster. Sie jedoch lehnte ab, und folgte der himmlischen Einladung von “Abu Sefen”.

Sie bevorzugte ein Leben in Keuschheit und nahm die Mutter Gottes als Vorbild. Sie sehnte sich nach dem Himmlischen, obwohl sie auf Erden lebte.

Bereits im Elternhaus erreichte unsere liebe Mutter schon ein höheres geistiges Niveau. Sie betete und fastete immer wieder über längere Zeit.

Im Namen Gottes gelang ihr trotz aller Schwierigkeiten der überzeugende Weg, in das klösterliche Leben einzutreten.

 

Der erst Tag in ihrer Zelle im Kloster

Mutter Irene erzählte uns, wie schwer die Versuchungen des Satans sind. Darüber erfahren wir aus den Geschichten der Heiligen und Alt-Väter, wie sie den Satan durch die Kraft des Gebetes und des Kreuzes besiegen konnten.

Als ich ins Kloster eintrat, verbrachte ich die ersten drei Tage in meiner Zelle in Bescheidenheit. Dabei dachte ich an die Karwoche und das Leiden Christi.

“Mutter Tuakilia” war eine ältere barmherzige Nonne. Sie nahm mich in ihre Zelle, und gab mir etwas zu Essen und ein warmes Getränk, weil mir kalt war. Danach betreute mich Mutter Martha.

In dieser Zeit bat mich mein Vater mehrere Male, nach Hause zurückzukehren. Er versprach mir bei uns zuhause eine Zelle zu bauen. Ich wollte im Kloster leben und lehnte Vaters Vorschlag ab.

Im Kloster bekam ich eine Zelle im zweiten Stockwerk. Sie war über längere Zeit verlassen gewesen, verfügte über kein Licht, und das darin stehende Sofa hatte weder eine Decke noch ein Kissen. Nach dem Nachtgebet legte ich mich auf das Sofa zum Schlafen nieder. Ich deckte mich mit meinem Mantel zu. Trotz der Unannehmlichkeit war ich innerlich zufrieden, und dankte Gott dafür, dass ich einen Platz in diesem Kloster bekommen hatte.

 

 

Die geistigen Versuchungen

Wenige Stunden, nachdem ich einschlief, erschien mir der Satan als ein grosser schwarzer Mann mit zwei Hörnern auf dem Kopf. Seine Augen waren rot, und er trug ein Messer in der Hand. Mit seiner lauten Stimme bedrohte er mich und sagte: “Du bist doch ins Kloster gekommen. Warte nur, solange du hier bist, werde ich dich von hier zu vertreiben versuchen!”

Erschrocken wachte ich auf, fiel zu Boden und schrie: “O Gott, bewahre mich von dem Bösen und schütze mich mit deiner Kraft!”

Als ich schreiend zu Boden fiel, hörte mich Mutter Taukilia, deren Zelle neben meiner war. Eilend kam sie zu mir und klopfte an die Tür. Ich konnte jedoch wegen meiner Angst nicht aufstehen. Mit einem Gegenstand öffnete sie die Tür, während ich noch zitternd mit durchgekühltem Körper am Boden lag. Sofort nahm sie mich in ihre Arme, und ich spürte ihre Wärme. Zusammen gingen wir zur Äbtissin “Mutter Kiria Wasef” und ich erzählte ihr, was mir geschehen war. Sie betete und salbte mich mit geweihtem Öl. Weil ich ängstlich war, fragte ich sie, ob ich bei ihr schlafen dürfe. Sie antwortete mir: “Nein, hab keine Angst, und kehr in deine Zelle zurück. Halte das Kreuz in der Hand. Wenn der Satan, der dich belästigt und beunruhigt, das Kreuz erblickt, verschwindet er sofort.” Ich folgte ihrem Rat und kehrte in meine Zelle zurück. Schlafen konnte ich jedoch nicht mehr, und ich hielt das Kreuz die ganze Nacht in meiner Hand.

Manchmal, als ich aufstand zum Gebet, sah ich Schlangen und Skorpione vor mir. Darüber habe staunte ich, da ich doch die Zelle gereinigt hatte! Da bekam ich wieder Angst, verliess meine Zelle, begegnete einer Nonne, und bat sie mit den Worten: “Mutter, hilf mir, ich habe eine Schlange in meiner Zelle!” Als weise und erfahrene Nonne erkannte sie die Situation und sagte zu mir: “Wenn du Schlangen oder Skorpione siehst, fürchte dich nicht. Das sind Versuchungen des Satans. Bekreuzige die Zelle und sie werden sofort verschwinden.”

Am nächsten Tag, als ich beim Gebet auf die Knie ging, sah ich eine dicke Schlange, deren Kopf mich beim Beugen an meiner Stirn berührte. Dieses Phänomen wiederholte sich mehrere Male.

Als ich meinem Beichtvater “Makar El Makari” davon erzählte, antwortete er mir: “Hab keine Angst. Bleibe beim Gebet, und halte das Kreuz in deiner Hand. Das Gebet ist eine starke Waffe, mit der wir den Satan vertreiben können.”

Einmal hielt ich eine Lampe mit Petrol in der Hand, da es in dieser Zeit keinen Strom gab und es dunkel war. Plötzlich blies jemand in die Lampe und löschte sie aus. In diesem Moment wurde ich von verschieden farbigen Figuren umringt. Dabei hörte ich Geschrei von den Ecken her und spürte, dass jemand mich berührte. Sofort wiederholte ich die Worte: “O Gott, bewahre mich von dem Bösen und schütze mich mit deiner Kraft!”

In diesem Augenblick spürte ich die Kraft Gottes, welche mich von diesen Gestalten loslöste und zu meiner Zelle führte. Von da an war ich überzeugt, dass die Kraft Gottes den Satan besiegt.

Über die Versuchungen des Bösen erzählte sie noch eine andere Geschichte:

An einem Morgen in der Früh ging ich in die Küche und zündete die Flamme des Kerosinkochers an. Daneben stand ein Kanister voll mit Kerosin, und als ich die Stufe des Kochers höher stellen wollte, entfachte sich ein Brand. Ich stand in der Ecke der Küche. Als ich mich retten wollte, sah ich mich gezwungen, durch die Flammen zu gehen, welche bis zur Decke wüteten. Aus vollem Glauben schrie ich und bat um Hilfe mit den Worten:“O Gott, mit der Fürsprache des Märtyrers “Abu Sefen”, rette mich und beschütze das Kloster.”

In diesem Augenblick erschien mir der Märtyrer und bekreuzigte das Feuer. Sofort erlosch das es. Ich dankte dem Märtyrer und pries Gott, dass dem Kloster dadurch kein Schaden entstanden war. Danach erzählte ich unserer Äbtissin davon, und sie sagte zu mir: “Der arme Satan versucht dich auf viele Arten in Furcht und Angst zu versetzen.”

Nach diesen sichtbaren Versuchungen nahm der Böse andere Machenschaften gegen mich auf. Er flüsterte mir ein, dass ich wegen meiner Beschäftigung im Kloster kaum Zeit für das Gebet in der Zelle habe. Deshalb solle ich es bereuen, dass ich ins Kloster eingetreten sei, denn im Elternhaus hätte ich vielmehr beten können. Innerlich begann ich zu denken, dass ich zum Beten hierher gekommen sei, und nicht zum Dienen! Deshalb sollte ich zu meinem Elternhaus zurückkehren, denn dort könnte ich auch als Nonne leben. Ich bat Gott um Erlösung von den Versuchungen des Bösen.

In einer Nacht erschien mir der Märtyrer “Abu Sefen” in einer Vision und fragte mich:

“Was wirst du nach dem Tod deiner Eltern machen? Wenn ein Mönch oder eine Nonne aus dem Kloster austritt, gleicht dies einem Fisch, welcher aus dem Wasser heraus springt und dann stirbt. Bleib hier, sprich die Psalmen während der Arbeit und lies in der Bibel. Dadurch wirst du getröstet werden und die Liebe Gottes erfahren.”

Ich nahm diesen Rat zu Herzen, betete ständig, und las in der Bibel. Ich spürte die Hilfe Gottes. Trotz der vielen Beschäftigungen im Kloster fühlte ich mich so, als ob ich im Paradies lebte!


Der Segen als Frucht der Gehorsamkeit

 

Mutter Irene blieb ihrem Ziel, in den Himmel zu gelangen treu. Dabei dachte sie an die Worte in der Bibel:

Bible

 

“Nehmet den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, das ist das Wort Gottes” (Epheser 6:17) und “Wir aber, die dem Tag gehören, wollen nüchtern sein und uns rüsten mit dem Panzer des Glaubens und der Liebe und mit dem Helm der Hoffnung auf das Heil.” (1 Thessalonischer 5:8)

 

In der Gemeinschaft der Nonnen und Novizinnen lebte sie in Liebe und Bescheidenheit. Sie folgte den Geboten der Bibel, und war ein Vorbild für das Leben in Gehorsam.

 

Mutter Irene erzählte über diese Tage folgendes:

Meine Töchter; ich möchte euch über meine erste Zeit im Kloster etwas sagen: Ich war in meiner Zelle und eine ältere Nonne sagte zu mir: “Du, neues Mädchen, komm her und putze den Korridor!” Mehrmals wiederholte die Mutter ihre Anforderungen und ich folgte ihr gehorsam. Am Schluss sagte sie zu mir: “Du bist ja gut erzogen und eine gehorsame Frau. Das Kloster soll sich an deiner Mitgliedschaft freuen.” Das war für mich eine Bestätigung, welche mir die Äbtissin für meine Ernennung zur Nonne einlegte.

“Der Heilige Geist hilft allen Gläubigen, die guten Tugenden zu üben, welche sie durch eigene und anderer Menschen Lasten tragen. Sie bestanden darauf ihre Dienste zu Jesus Christus zu erfüllen, denn sie werden dadurch die ewige Freude und Frieden erlangen.” (Ein Spruch von St. Antonius)

 

Eine gesegnete Weihe

Bible

 

“Zieht den neuen Menschen an, der nach dem Bild Gottes geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.” (Epheser 4:24)

 

Am 16. Vom Monat Babeh 1670 (koptischer Kalender) 26. Oktober 1953 wurde unsere liebe Mutter Irene vom Erst Priester “Makar El Makari” in der alten Kirche vom Kloster “Abu Sefen” zur Nonne geweiht.

Über diesen besonderen Tag erzählte Mutter Irene von ihre Gefühlen:

Ein Tag vor unserer Weihe reinigten wir das Kloster und verbrachten die Nacht in der Kirche, um zu beten und Gott zu preisen. Unser Beichtvater war auch anwesend, falls wir vor unserer Weihe die Beichte ablegen wollten. Durch die Weihe wird jede von uns Nonnen von den Sünden befreit und in Christus neu geboren!

Bei der Zeremonie der Weihe mussten wir uns auf dem Boden hinlegen. Dann wurden wir mit einem Tuch bedeckt. Damit wurde versinnbildlicht, dass unser Leben neu geboren und für Christus hingegeben wurde. Ich bat Gott um Vergebung meiner Sünden und um seine Hilfe in meinem zukünftigen Leben. Die Äbtissin unseres Klosters wählte den Namen“Irene” für mich, denn es lebte bereits früher eine Nonne im Kloster, die denselben Namen trug. Sie war sehr tüchtig, lebte inständig im Gebet und in Bescheidenheit. Gott beschenkte sie mit der Gabe, die Kranken zu heilen. Sie kümmerte sich auch um ihre Nonnen-Schwestern und Novizinnen.

Nach ihrer Weihe spürte sie in ihrem Herzen eine besondere Liebe für das Betreuen der älteren und kranken Nonnen. Später wurde sie zusätzlich zu ihren klösterlichen Aufgaben dazu beauftragt, der Äbtissin beizustehen. Immer wieder bat sie Gott, ihr die Kraft zu geben, um sich für andere Menschen bis zum letzten Atemzug einzusetzen.

 

Der Schutzengel

Mutter Irene erzählte über den Schutzengel, der sie täglich begleitete. Dazu sagte sie folgendes:

Täglich war ich von vier Uhr morgens bis elf Uhr abends beschäftigt.  Diese Zeit bestand darin, den kranken Nonnen und unserer Äbtissin in Bescheidenheit zu dienen. Am Ende des Tages, als ich in meine Zelle zurückkam, war ich meistens sehr erschöpft von der Arbeit. Vor dem Schlafen beschäftigte mich immer wieder die Frage: Wie kann ich bei dieser Müdigkeit, doch am frühen Morgen jeden Tag zum Gebet erscheinen? Bei diesen Gedanken bat ich Gott um Hilfe, damit ich mit weniger Schlaf auskomme! Im Kloster steht jede Nonne ohne jegliche Weckhilfe zum Gebet auf. Jeden Morgen vernahm ich eine sanfte Stimme in meinem Ohr: “Irene, Irene, Irene, steh auf zum Gebet!”

Als ich aufwachte, sah ich einen Engel an meinem Bett stehen! Als ich aus dem Bett stieg verschwand er. Ich war Gott dankbar, dass ich immer pünktlich zum Gebet erschien. Einmal fragte ich den Engel: “Wer bist du?” Er antwortete mir: “Ich bin dein Schutzengel, der dich ständig begleitet!” Dafür bedankte ich mich bei ihm, und pries Gott.

Ich erzähle euch eine Geschichte über die Arbeit in Demut und wie Gott alles zum Guten lenkt:

Als junge Nonne musste ich im Kloster viele Arbeiten verrichten. Die Äbtissin beauftragte mich, in der Küche zu arbeiten. Ich fragte sie, ob ich vor der Arbeit zuerst zur Messe gehen dürfe. Sie antwortete mir: “Die Alt-Väter arbeiteten und beteten gleichzeitig!”

Ich wollte mich daran gewöhnen und befolgte die Anweisungen mit Freude aus meinem Herzen. Einmal bekam ich die Erlaubnis, die Messe zu besuchen mit der Bedingung, danach unverzüglich meine Arbeit aufzunehmen. Ich hatte mich darüber sehr gefreut, denn seit drei Monaten besuchte ich keinen Gottesdienst und nahm kein Abendmahl zu mir.

Zu meiner Enttäuschung teilte man mir zur späten Nachtstunde mit, dass ich nicht zum Gottesdienst gehen dürfe, damit ich andere Arbeiten erledigen könne. Ohne Reklamation folgte ich den Anweisungen, dankte Gott, und bat ihn um seinen Segen.

In jener Nacht, während ich beim Beten war, erschien mir jemand und sprach die Worte:“Komm doch mit. Du darfst einen Gottesdienst mit den Einsiedlern feiern, und danach bringe ich dich rechtzeitig zur Arbeit.” Da fragte ich ihn: “Wie gelangen wir dahin?” Er antwortete mir: “Halte dich an meinem Gewand fest.” Plötzlich erhoben wir uns in die Luft und befanden uns in einer schönen grossen Kirche in der Wüste. Dort wurde in einer bescheidenen geistigen Atmosphäre ein Gottesdienst zelebriert, und wir nahmen am Abendmahl teil. Dabei waren viele Einsiedler anwesend und nach der Messe bekam ich ein gesegnetes Kirchenbrot.

Ich fragte einen der Anwesenden: “Wo sind wir?” Er antwortete mir: “Wir sind in der Kirche des Einsiedlers St. Antonius in der Wüste!”

 

Sacramental BreadDanach befand ich mich wieder in meiner Zelle. In meiner Hand hielt ich das Kirchenbrot. Dabei überkam mich eine grosse innere Freude.

Bevor ich am Morgen zur Arbeit erschien, schaute ich bei der Äbtissin vorbei, nahm das Kirchenbrot mit, und erzählte ihr über das Geschehene in der letzen Nacht! Darauf sagte sie: “Du hast das Abendmahl bekommen und ich werde das Kirchenbrot allen Nonnen verteilen.”

 

Unsere liebe Mutter Irene erzählte eine andere Geschichte über die Tugend der Gehorsamkeit in Gottesfurcht im klösterlichen Leben.

Einmal erlaubte die Äbtissin den Nonnen, am Fest- und Gedenktag des Märtyrer “Abu Sefen”, ihn in seiner alten Kirche zu besuchen. Auf Anweisung der Äbtissin schickte sie mich zusammen mit anderen Nonnen in die nahe gelegene Kirche St. Maria zu gehen. In meinem Inneren war ich nicht ganz glücklich. Meine Absicht war es, zur Kirche von “Abu Sefen” zu gehen, um dort eine Kerze vor seinem Reliquienschrein anzuzünden, und anschliessend die St. Maria Kirche zu besuchen. Plötzlich hörte ich eine Stimme: “Folge der Anweisung deiner Äbtissin, sei gehorsam und gehe zur Kirche St. Maria.” Nach dem Gottesdienst ging ich zur Äbtissin und erzählte ihr was mir geschehen ist. Darauf sagte sie zu mir: “Der Märtyrer “Abu Sefen” war sicher erfreut, als er sah, dass du im Kloster ein Leben in Gehorsamkeit führst.”

Aus dieser Geschichte lernte ich, dass das Leben in Gehorsam als ein kostbarer Schatz im klösterlichen Leben gilt; wer ihn besitzt, wird von Gott mit reichen Gaben beschenkt. Von da an nahm ich mir zu Herzen, den Anweisungen der Äbtissin zu folgen und dabei fühlte ich eine innere Zufriedenheit.

Der Satan versuchte immer wieder, unsere liebe Mutter Irene in seine Falle zu locken. Sie erzählte uns darüber Folgendes:

Eines Tages nach meiner Weihe zur Nonne versuchte der Satan, seine Versuchungen gegen mich fortzusetzen, indem die Äbtissin und ihre Vertreterin mir die Anweisung erteilten: “Du solltest das Kloster verlassen und zu deinen Eltern zurückkehren!” Danach weinte ich und bat darum, diese Nacht im Kloster bleiben zu dürfen. Ich würde morgen in gehorsamer Weise nach dem Gottesdienst weggehen. Es wurde mir vorgeworfen, dass ich mich ungehorsam verhalten habe!

Nach vielen Bitten, und weil es schon spät in der Nacht war, willigte die Leitung ein, dass ich diese Nacht noch im Kloster verbringen durfte.

Ich verbrachte die ganze Nacht beim Gebet und sprach die Worte: “O Gott, wie kann ich nach meiner Weihe zur Nonne alles Versprochene zur Seite stellen und in mein Elternhaus zurückkehren?”

St. Philopater MercuriusPlötzlich erschien mir der Märtyrer “Abu Sefen”, tröstete mich und sagte zu mir: “Ich habe mit der Äbtissin gesprochen und erklärte ihr, dass dies Versuchungen des Satans waren!” Am nächsten Morgen besuchte ich den Gottesdienst. Danach begab ich mich zur Äbtissin und sagte zu ihr: “Mutter, ich entschuldige mich und bitte um Verzeihung für diesen Vorfall, bete für mich!”

Sie umarmte mich und antwortete: “Du bist meine Tochter im Geist. Denn der Märtyrer “Abu Sefen” sprach mit mir über diese Angelegenheit von letzter Nacht.” Seither entstand zwischen uns ein gegenseitiges Vertrauen zueinander, und sie ernannte mich zu ihrer Gehilfin.

 

Später besuchte mich mein Vater im Kloster und die Äbtissin empfing ihn sehr herzlich, und dieser Vorfall war erledigt.

Immer wieder hat sie mich unterstützt und wünschte mir viel Kraft und Beharrlichkeit auf meinem klösterlichen Lebensweg.

 

Die Urteile über andere Menschen und deren Folgen

Unsere liebe Mutter Irene versuchte immer, die guten Tugenden zu erlangen, falls sie andere Menschen beleidigt hätte. Sie erzählte uns ein eigenes Erlebnis über die geistige Wachsamkeit; vom Nachdenken in ihrer Seele und wie wir einander lieben können.

Eines Tages, während eines Gottesdienstes hörte ich das Gespräch von verschiedenen Nonnen über die Handarbeit. Darüber war ich erstaunt und als ich in meine Zelle zurück wollte, begegnete ich anderen Nonnen, die ein belangloses Gespräch führten. Dabei verlor ich kein Wort, in der Meinung es sei besser, anderen Menschen nicht zu verurteilen!

Beim Abendgebet kamen mir folgende Gedanken: Irene, behalte deine Urteile im Verborgenen. Andere Menschen haben auch ihre Schwächen, reden jedoch darüber.

Dabei bat ich Gott um Hilfe. Plötzlich befand ich mich in einer Vision vor einem grossen Gebäude mit einem eisernen Eingangstor. Davor stand ein Aufseher. Er öffnete mir das Tor und ich trat hinein. Im Inneren des Gebäudes war es dunkel und ich sah weinende Nonnen. Ich fragte sie: “Warum haltet ihr euch in dieser dunklen Ecke auf?” Sie antworteten mir: “Weil wir unsere Äbtissin und einige Nonnen-Schwestern kritisierten, und uns in die Klosterstruktur einmischten, landeten wir hier.” Sie fragten auch mich warum ich hierher gekommen sei? Ich antwortete ihnen: “Heute habe ich in meinen Gedanken andere Menschen verurteilt.”

Ich wollte von diesem Ort wieder weggehen und sah eine Treppe, welche zum Tor, bei dem ich eintrat, hinausführte. Dort sah ich einen weiss gekleideten Mann, der den Ort bewachte. Ich sagte zu ihm, dass ich weggehen wolle, da ich es hier nicht mehr ertragen könne. Da antwortete er mir: “Alle Menschen, die hier sind, haben andere verurteilt. Du aber geh, und lerne daraus!”

Sofort wurde mir bewusst, dass das Verurteilen von anderen Menschen nicht dem Willen Gottes entspricht. Beim Weitergehen zeigte mir der Aufseher den rechten Weg, worauf ich mich wieder zurück im Kloster in meiner Zelle befand. Ich betete stehend und sprach die Worte: “O Gott, ich danke dir, dass du mich aus diesem Ungemach herausgeführt hast. Ich bereue meine Sünden, bitte dich um Vergebung, und möchte niemanden mehr verurteilen.”

Am nächsten Tag spürte ich starke Schmerzen in meinem Rücken und der Schulter. Dabei war ich sehr erschöpft und litt drei Tage an Fieber. Mutter Martha sah die Wunden an meinem Rücken und pflegte sie.

Als ich dem Beichtvater erzählte, was geschehen war, sagte er zu mir: “Danke Gott dafür, dass er dir die Erleuchtung gab. Verurteile Niemanden und mische dich nicht in die Angelegenheiten des Klosters oder der Nonnen ein.”

Ich folgte seinem Rat und ging von da an aus meiner Zelle zur Arbeit, ohne mich in andere Angelegenheiten einzumischen. Ich schätzte Mutter Kiria sehr und vermied unnötiges Gerede.

 

Die Fahrt mit dem Zug nach Oberägypten

Drei Jahre nach meinem Eintritt ins klösterliche Leben bekam ich die Nachricht vom Tod meiner Mutter. In der vergangenen Zeit hatte sie mich nie gesehen, mein Vater jedoch kam aufgrund seiner beruflichen Tätigkeiten hin und wieder zu mir.

Als ich diese Nachricht erfuhr, erinnerte ich mich an ihre Worte, als ich ihr meine Absicht kund tat, ins Kloster einzutreten. Damals sagte sie zu mir: “Du kannst noch warten. In drei Jahren gehe ich in den Himmel!” Darauf sagte ich zu ihr: “Mutter; Gott möge dir noch Kraft geben, deine Kinder zu betreuen. Es ist besser, wenn ich ins Kloster eintrete, solange du am Leben bist.”

Unsere Äbtissin “Mutter Kiria Alexander” beschloss, mit mir zusammen an der Beerdigung meiner Mutter teilzunehmen. Um vier Uhr nachmittags stiegen wir in den Zug nach Oberägypten. Während der Fahrt wurde uns mitgeteilt, dass vor der Stadt Assiut ein Gegenzug entgleist sei. Es war schon dunkel und wir hatten keine Taschenlampe mit dabei. Wir beteten zu Gott um Schutz und Hilfe. Plötzlich stand ein Offizier vor uns und sagte mit ruhiger Stimme: “Ihr Mütter, habt keine Angst, Gott sei mit euch!” Wir mussten umsteigen und mit einem anderen Zug weiterfahren, welcher in unmittelbarer Nähe stand. Der Offizier begleitete uns und leuchtete den Weg. Im Zug waren Soldaten anwesend und als diese ihn sahen, gaben sie ihm die militärische Ehre und begrüssten ihn. Darauf sagte er: “Ich begleite die erschöpften Nonnen!” Wir fragten ihn nach seinem Namen, worauf er lachend sagte: “Abu Sefen”. Danach verschwand er! Die Reisenden hatten alles mitbekommen und fragten uns nach der Geschichte vom Märtyrer.

Wir durften dies erleben. Wenn wir Gott um Hilfe bitten, sendet er uns die Heiligen und Märtyrer zu Hilfe. Sie trösten und unterstützen uns immer wieder auf unserem Weg.

Als wir das Haus meiner Eltern erreichten, begann Mutter Kiria zu beten. Plötzlich erschien ihr ein Mann in einer leuchtenden Form und las Verse aus der Bibel vor: “Seid nicht traurig wie diejenigen, die keine Hoffnung in das himmlische Leben haben.” Wir spürten eine innere Ruhe und Mutter Kiria fragte ihn nach seinem Namen. Darauf antwortete er: “Ich bin der heilige Antonius!” Sie schlug vor ihm ein Kreuz und er verschwand!

Unsere liebe Mutter Irene blieb von da an ein Jahr im Elternhaus. Sie versuchte ihre Geschwister, die den Hinschied ihrer Mutter nicht so gut verkraften konnten, zu trösten. Sie erzählte ihnen von der Unterstützung der Heiligen.

Einmal weinte eine Schwester und liess sich kaum trösten. Da gab ihr die Mutter Irene geweihtes Wasser zu trinken, woraus sie Trost und innere Ruhe bekam.

Mutter Irene selber bekam ihren Trost durch Gott, der ihr zeigte, wie sich ihre Mutter in Frieden im Himmel befindet. Darüber erzählte sie:

An einem Tag wurde ich in einem Traum von einem Engel in den Himmel begleitet und durfte in das Himmelreich schauen. Ich sah dort meine Mutter und fragte sie nach ihrem Wohlbefinden. Sie antwortete mir: “Hier darf ich die unendliche Herrlichkeit Gottes erleben.” Mutter Irene konnte danach ihre ganze Familie trösten und kehrte wieder ins Kloster zurück.

 

 

 

Kapitel 3

Die Berufung zur Äbtissin mit der Führung des Klosters


Bible

 

“Der Herr wird dich immer führen, auch im dürren Land macht er dich satt und stärkt deine Glieder. Du gleichst einem bewässerten Garten, einer Quelle, deren Wasser niemals versiegt” (Jesaja 58:11)

 

Himmlische Botschaften

Seitdem unsere liebe Mutter ins klösterliche Leben eintrat, deuteten verschiedene Begebenheiten gauf eine würdige geistige Person hin, die vom Geist Gottes, den Engeln und Heiligen geführt und begleitet wird.

Auf ihrem klösterlichen Lebensweg schritt Mutter Irene in Treue und aus vollem Glauben voran. Sie war in ständigem Kontakt mit ihrem Beichtvater und der Äbtissin. Sie folgte ihren Anweisungen und führte ein geistiges Leben im Glauben. Ihre Leidenschaft war das Lesen von geistigen Büchern und Geschichten der Alt-Väter. Daraus erlernte sie die Weisheit, welche ihr im klösterlichen Leben zu Gute kam. Dadurch wurde sie gegenüber den anderen Nonnen bevorzugt zur künftigen Äbtissin ausersehen.

Mutter Irene erzählte über die himmlischen Botschaften, welche für sie auf verschiede Weise darauf hindeuteten, dass sie einmal nach dem Willen Gottes die Führung für Kloster übernehmen wird.

 

Die Prophezeiung der Äthiopierin “Mutter Efrossini”

Im Haus von Dr. “Munir Nematullah” war eine Frau im Dienst als Haushaltshilfe. Danach trat sie ins Kloster ein und wurde zur Nonne mit dem Namen “Mutter Efrossini” geweiht. Aus voller Überzeugung und Liebe erledigte sie Arbeiten jeglicher Art im Kloster. Immer wieder sagte sie: “Ich war doch im Dienst der Menschen tätig. Im Kloster, dem Haus Gottes, werde ich gerne weiter machen und meinen Nonen-Schwestern dienen.” In ihrem hohen Alter beharrte sie immer noch darauf, die Arbeit mit der Hilfe Gottes weiter zu erledigen. Am Tag arbeitete sie viel, in der Nacht verbrachte sie viel Zeit im Gebet, lebte in Bescheidenheit und war Vegetarierin.

Mutter Irene erzählte über Mutter Efrossini folgendes:

Ihre Zelle befand sich gegenüber meiner und ich hörte mehrmals ihr Flehen zu Gott. Wenn der Satan sie in mit seinen Versuchungen verführen wollte, sprach sie folgende Worte: “O Gott, auf die Fürsprache von “Abu Sefen”, rette mich!”

Später sah ich in ihrer Zelle ein starkes Licht und hörte ihr Worte: “Ihr Feiglinge, durch die Kraft Gottes seid ihr geflohen!”

Danach pries sie Gott für seine Erhörung und am nächsten Tag sahen wir Spuren von Verletzungen in ihrem Gesicht.

Ich erinnere mich daran, dass als ich ins Kloster eintrat, mich die Äbtissin “Mutter Kiria Alexander” zur Mutter Efrossini‘s Zelle begleitete. Mutter Kiria trat ein während ich draussen blieb. Ohne mich zu sehen, rief mich Mutter Efrossini zu sich: “Komm du neue Tochter; in Zukunft wirst du die Führung des Klosters übernehmen.” Sie betonte dies auch gegenüber Mutter Kiria. Darauf sagte ich zu ihr: “Mutter, ich bin doch noch nicht einmal zur Nonne geweiht!” Darauf wiederholte sie ihre vorherige Aussage und sagte: “Ich gehe in den Himmel und sie wird die Äbtissin des Klosters!”

Ich nahm ihre Rede gerne als Unterstützung für mein zukünftiges Leben im Kloster an. Dadurch konnte ich ihren geistigen Zustand einschätzen, obwohl ich sie vorher nicht gekannt hatte.

 

Patriarch Kyrillus und die himmlische Ankündigung

Mehrere Monate nach ihrem Eintritt ins Kloster litt Mutter Irene an starken Augen- und Kopfschmerzen. Mutter Kiria Alexander brachte sie zu mehreren Augenärzten; vergeblich! Danach begleitete sie Mutter Irene zum Einsiedler Pater “Mina El Baramusi” (der spätere Patriarch Kyrillus VI), nach Alt-Kairo, damit er für sie bete.

Mutter Irene erzählte was dann geschah:

Pater Mina legte sein Kreuz auf meinen Kopf und sprach ein langes Gebet. Danach sagte er zu Mutter Kiria: “Diese Tochter betet viel und das widerspricht dem Willen Satans. Deshalb versucht er sie in seine Falle zu locken. Sie wird eine grosse Nonne werden und die Führung des Klosters einmal übernehmen. In ihrer Zeit werden mehrere Altäre geweiht und viele neue Nonnen ins Kloster einziehen.” Darauf fragte ihn Mutter Kiria, was er damit genau meine. Er antwortete ihr: “Wenn ich noch auf Erden bin, werde ich es erleben, ausser ich wäre vorher im Himmelreich! Denk an meine Aussage!” Danach bedankten wir uns bei ihm und verabschiedeten uns.

 

Die Erscheinung der drei Mönche; bekannt als die Makarius Brüder

Über die himmlischen Botschaften erzählte unsere liebe Mutter folgendes:

In einer Nacht sah ich in einer Vision drei Mönche mit Kreuzen in leuchtender Form. Sie waren dabei, einen Sessel vorzubereiten. Ich fragte sie nach ihrem Vorhaben und sie antworteten mir: “Wir sind die “Mönchs-Brüder” Makarius und bereiten für dich einen Thron vor!” Als ich meinem Beichtvater davon erzählte, sagte er zu mir: “Denke nicht soweit nach!”

Unsere Äbtissin war krank und ich stand in der Nacht in ihrem Dienst um nach ihr zu sehen. Ich erzählte ihr von meiner Vision. Darauf lächelte sie und sagte zu mir: “Ich sah das Gleiche in einem Traum. Da war ich erleichtert, denn ich bat Gott mehrere Male um Erleuchtung dafür, wer nach mir die Verantwortung für das Kloster übernehmen wird! Die drei Mönche waren Bischof Antonius, der Ersteinsiedler Schenuda und Bischof Pachomius. Die Vision deutet darauf hin, dass du die Verantwortung des Klosters übernehmen wirst.”

Mutter Kiria hatte eine grosse Verantwortung zu tragen und hoffte darauf, dass bald jemand sie ersetzen kann. Sie freute sich sehr für mich, und wünschte mir viel Kraft mit dem Segen Gottes für meine zukünftige Aufgabe mit der Führung des Klosters.

 

Der Märtyrer St. Georg und die Schlüssel für sein Kloster

Mit der Zeit war es ein Wunsch von Patriarch Kyrillus, eine Äbtissin für das St. Georg Kloster in Alt-Kairo zu ernennen. Er rief Mutter Irene und fragte sie, ob sie dafür bereit wäre. Sie lehnte dieser Aufgabe ab, in der Meinung, sie wäre zu unerfahren. Darauf beauftragte er sie, vorübergehend die Führung dieses Klosters zu übernehmen, bis eine Äbtissin gewählt würde. Von da an kümmerte sich Mutter Irene tagsüber um das St. Georg Kloster und kehrte am Abend zu ihrem Kloster zurück. Von Mutter Kiria Alexander wurde sie dabei sehr unterstützt.

Über die Erinnerungen von dieser Zeit erzählte Mutter Irene folgendes:

Ich empfing die Besucher im St. Georg Kloster, und kümmerte mich um die Nonnen und ihre Bedürfnisse dort. In meinem Inneren sprach ich zu St. Georg die Worte: “Ich möchte gerne in meinem Kloster bleiben.” Unmittelbar danach, und zu meiner Überraschung, verlor ich die Schlüssel des Klosters und hatte keine Erklärung dafür!

Daraufhin ging ich zu unserer Mutter Kiria Wasef und erzählte ihr, dass ich die Schlüssel vom Kloster St. Georg verloren habe. Sie bat mich nochmals nachzuschauen und ich versicherte ihr, dass ich überall danach gesucht habe. Darauf sagte sie zu mir: “Komm Irene, und erzähle mir, warum der Märtyrer St. Georg mit dir nicht zufrieden ist!”

Nachdem ich ihr von meinen inneren Gedanken gegenüber dem Märtyrer erzählte, sagte sie zu mir: “Irene, du sollst dich beim Märtyrer entschuldigen.” Ich folgte ihrem Rat und bat den Märtyrer um Verzeihung. Minuten später, und auf unerklärliche Weise, bekam ich die Schlüssel des Klosters wieder. Wir priesen Gott und dabei dachte ich an Meine Mutter, als St. Georg ihr die verlorene Halskette zurück brachte!

 

Der Märtyrer “Abu Sefen”

Am 26. September 1961 weihte Patriarch Kyrillus die Nonne “Mutter Kiria Alexander” zur Äbtissin des Klosters St Georg. Dabei waren die Bischöfe “Thaufieles” (Amtszeit: 1948-1989) und Kyrillus (Amtszeit: 1948-1970) von der Diözese El Baliana anwesend. In der Lebenszeit von Patriarch Kyrillus wurde Mutter Kiria als erste Äbtissin des Klosters ernannt.

Ich war eine junge Nonne und hatte Respekt davor, Äbtissin eines Klosters zu werden. Es gab ältere Nonnen im “Abu Sefen” Kloster die würdiger waren als ich, diese Verantwortung zu übernehmen.

Wenige Monate später erschien mir der Märtyrer “Abu Sefen” und sagte: “Ich übergebe die Führung des Klosters nur dir. Dein junges Alter spielt keine Rolle!” In diesem Moment nahm er die Schlüssel von Mutter Ilaria und den anderen Verantwortlichen des Klosters und übergab sie mir.

Ich bewahrte alles in meinem Herzen und erzählte niemandem davon; weder der Äbtissin noch dem Beichtvater.

Am 24. September 1962 verstarb die Äbtissin unseres Klosters, unsere “Mutter Kiria Wasef”. Am nächsten Tag kam der Bischof Kyrillus von der Diözese “El Baliana” zum Gebet für die Verstorbene. Zu meiner Überraschung übergab er mir ein Schreiben von Patriarch Kyrillus mit dem Inhalt, die Verantwortung des Klosters zu übernehmen. Die ältere Mutter Ilaria versuchte mich für die neue Aufgabe zu ermutigen.

In dieser Zeit wurde meinem Vater davon mitgeteilt, und er hatte keine Freude daran, dass jetzt die ganze Verantwortung an mir liegen würde. Darauf besuchte ich den Patriarch Kyrillus und schlug ihm vor: “Mutter Ilaria ist eine ältere und weisere Nonne. Sie wäre fähig für das Amt der Äbtissin, wie auch Mutter “Fibi”. Nach dem Treffen mit Patriarch Kyrillus kehrte ich ins Kloster zurück und teilte den Nonnen mit, dass ich mit dem Patriarchen diese Angelegenheit besprochen habe.

 

Die gesegnete Weihe

Über ihre Weihe erzählte Mutter Irene folgendes:

Es war an einem frühen Montagmorgen des 15. Oktober 1962 (05. Babeh 1679 kopt. Kalender), nach dem nächtlichen Lobpreisgebet in der Urkirche von “Abu Sefen”. Bevor die Nonnen sich in ihre Zellen begaben, trafen der Erstpriester Paulus El Baramusi und Bischof Makarius (Amtszeit: 1965-1991) von der Diözese Kena in unserem Kloster ein.

Der Priester teilte uns mit, dass Patriarch Kyrillus eine heilige Messe in der Kirche von “Abu Sefen” zelebrieren werde. Dabei blickte er mich an und fragte: “Bist du nüchtern?”Ich antwortete ihm: “Ja, wir waren doch beim Gebet! In unserem klösterlichen Leben bleiben wir täglich bis zum Mittag nüchtern!”

Darauf sagte er zu mir: “Es ist gut für dich, wenn du beim Abendmahl teilnimmst, damit du den Segen bekommst.” Darauf fragte ich ihn, ob die Zeit reiche, um mich in meiner Zelle für die Feier umziehen zu können. Er antwortete mir: “Die Nonnen werden dir andere Kleider bringen.” Ich fragte weiter: “Geschieht heute etwas Besonders mit mir?”Anstelle einer Antwort wies der Priester die umstehenden Nonnen an: “Bringt ihr ein neues Gewand!”

Danach führte er mich in Begleitung von meinen Nonnen-Schwestern in die Kirche. Dort wartete Bischof Joannis aus Khartum (Amtszeit: 1947-1968) auf uns.

Danach begann Bischof Kyrillus den Gottesdienst zu zelebrieren. Mir wurde vorher mitgeteilt, dass Patriarch Kyrillus das Brot und den Wein für die Messe, sowie ein geweihtes Skapulier von der Kathedrale ins Kloster schicken liess.

 

Bible

 

Es war ein berührender Gottesdienst mit dem Evangelium vom Guten Hirt (Johannes 10: 1-16).

 

Damals weinte ich viel und bat Gott um seine Unterstützung bei meiner neuen verantwortungsvollen Aufgabe.

Bible

 

“Ich aber bleibe immer bei dir, mich an meiner Rechten. Du leitest mich nach deinem Ratschluss und nimmst mich am Ende auf in Herrlichkeit. Ich aber – Gott nahe zu sein ist mein Glück. Ich setze auf Gott, den Herrn mein Vertrauen. Ich will all deine Taten verkünden.” (Psalm 73: 23,24,28)

Bible

“Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe. Der bezahlte Knecht aber, der nicht Hirt ist und dem die Schafe nicht gehören, lässt die Schafe im Stich und flieht, wenn er den Wolf kommen sieht; und der Wolf reisst sie und jagt sie auseinander. Er flieht, weil er nur ein bezahlter Knecht ist und ihm an den Schafen nichts liegt. Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich, wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben hin für die Schafe. Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus dem Stall sind; auch sie muss ich führen und sie werden auf meine Stimme hören; dann wird es nur eine Herde geben und einen Hirten.” (Johannes 10: 1-16).

 

Nach meiner Weihe besuchte ich Patriarch Kyrillus in der Kathedrale und teilte ihm mit:“Heiliger Vater, ich weiss meine Aufgabe ist so gross. Das geweihte Skapulier verlangt von mir das häufige Beten der Psalmen und die Lobpreisung Gottes. Dazu kommt täglich das Gebet mit Knie-Verbeugungen vor Gott, etwa siebenhundert Male. Wie kann ich dies alles, nebst meiner Arbeit und der Betreuung der Nonnen und der Gläubigen erledigen?”

Darauf gab er mir noch eine weitere Anweisung: “Sprich Immer wieder die Psalmen. Vor deiner Weihe habe ich viel gebetet und Gott erleuchtete mir seinen Willen, bis die Zeit der Erfüllung da war!”

 

Das gemeinsame klösterliche Leben nach dem Heiligen Pachomius

Anba PachomiusSeitdem unsere liebe Mutter die Führung des Klosters übernommen hatte bestand sie darauf, nebst dem Gebet, den Tagesablauf im Kloster zu erneuern, und verordnete gemeinsame Mahlzeiten für die Nonnen.

Mutter Irene erzählte über die ersten Tage nach ihrer Weihe folgendes:

Ich verordnete für uns alle im Kloster drei Fastentage und das Beten und Verbeugen vor Gott mit der Bitte darum, mir für diese wichtige Aufgabe Einsicht und Weisheit zu geben.

In einer Nacht wandte ich mich mit folgenden Worten zum himmlischen Vater: “O Gott, wir sind hier im Kloster, einem Ort, in dem die Nonnen deine Töchter sind. Zeig uns den richtigen Weg!”

Plötzlich erschien mir ein Engel des Herrn, der mich in das Himmelreich mitnahm! Dort sah ich den Allmächtigen und zu seiner Rechten sass die Jungfrau Maria. Er sprach zum Engel: “Führe sie zu Alt-Vater Bischof Pachomius und er wird ihr erzählen, welche Regeln sie im Kloster einführen soll.” Der Engel führte mich durch einen langen Korridor, an dessen Ende ein würdiger Herr auf einem Thron sass. Er trug ein leuchtendes Gewand und hielt ein goldenes Kreuz in der Hand.

Im Korridor erblickte ich viele weiss gewandete Mönche und Nonnen. Der Engel sprach zu mir: “Das sind die Kinder vom Heiligen Pachomius, die nach seiner Lehre gelebt haben. Trete ein!” Der Heilige Pachomius rief mich mit den Worten: “Irene, komm zu mir!”

Ehrfürchtig und etwas scheu trat ich hinein, beugte mich vor ihm und küsste das Kreuz in seiner Hand. Darauf sagte er zu mir: “Irene, seit drei Tagen fastest und betest du. Verhalte dich gegenüber allen Nonnen gleich und halte das gemeinsame Mal im Kloster. Ich liebe euch alle und werde für euch beten. In der Bibliothek des Klosters befindet sich eine alte Schriftrolle, worin die Regeln für ein gutes gemeinsames Klosterleben niedergeschrieben sind.”

Ich suchte nach dieser alten Schriftrolle, las darin, und begann diese Anweisungen mit Freude zu befolgen. Auch die älteren Nonnen waren davon überzeugt. Während der gemeinsamen Mahlzeit las ich den Nonnen aus dem erst erschienenen Pachomius Buch “Geschichte der Alt-Väter” vor.

Mutter Irene führte auch das tägliche gemeinsame Gebet der Nonnen in der Kirche ein; morgens, abends und in der Nacht.

Die Lobpreisungen in der Nacht enthielten Tröstungen für die Menschen. Darüber erzählte Mutter Irene folgendes:

Als ich verordnete, dass alle Nonnen zum Mitternachtsgebet erscheinen müssen, bemerkte ich, dass alle mit Freude reagierten. Ich spürte dabei die Unterstützung von der Mutter Gottes Maria. Ein Beispiel dafür war das Mitternachtsgebet im Monat Kyahk (kopt. Kalender) in der Kirche von “Abu Sefen”. Damals bemerkten die Nonnen, dass die Luft in der Kirche von einem wohlriechenden Duft durchdrungen war. Mutter Irene teilte ihnen mit, dass die Mutter Gottes Maria, der Patriarch Kyrillus und der Bischof Abraham von El Faium anwesend waren. Sie umrundeten drei Mal den Altar mit Weihrauchgefässen in den Händen, und die Mutter Gottes segnete die Nonnen. In diesem Moment wurde jede, die ein Leiden mit sich trug, davon befreit.

 

Über den himmlischen Segen der Lobpreisung erzählte Mutter Irene folgendes:

Mutter Irene hatte ein besondere Neigung für die kirchlichen Lieder. Seit ihrer Kindheit lernte sie in ihrem Elternhaus von einem privaten Kirchensänger die Kirchenlieder. Sie war der Meinung, diese Lieder seien ein kostbarer Schatz der Kirche.

Seitdem Mutter Irene die Führung des Klosters übernommen hatte, wurde sie inspiriert, neue Kirchen innerhalb der Klostermauern zu bauen. Sie war der Ansicht, dass die älteren Nonnen ihre Gebete und den Gottesdienst in einer separaten Kirche begehen können.

Mutter Irene sah es als notwendig an, dass ihre Nonnen-Töchter geistige Bücher und die Geschichten der Alt-Väter lesen. Deshalb richtete sie eine Bibliothek ein.

Mutter Irene wollte neu das gemeinsame Leben im Kloster nach der Regel des Heiligen Pachomius praktizieren. Sie verhielt sich gegenüber allen Nonnen gleich, liebte jede in ihrer naturgegebenen Art, und zog keine der anderen vor. Sie betreute die Kranken und unterstützte die Schwachen. Liebevoll bat sie jede Nonne, ihre Aufgabe ohne Druck auszuführen und zu erledigen. Sie hielt Vorträge und gab ihren Nonnen-Töchtern Hinweise auf ihren Weg, damit sie nicht zweifeln oder das klösterliche Leben aufgeben. Sie lehrte ihre Töchter das Prinzip: Nicht mit Gold oder Silber gehst du in das Himmelreich, sondern mit Bescheidenheit, reinem Herzen und der waren Liebe zu allen Menschen. Immer wieder erinnerte sie ihre Nonnen daran, sich an die Lehre Christi zu halten, wodurch sie den himmlischen Lohn erlangen würden.

Nachdem die Führung des Klosters an Mutter Irene übergeben wurde, nahm sie sich vor, ein Leben in Gemeinschaft mit den Nonnen zu führen. Sie beabsichtigte auch, die alten Einrichtungen des Klosters zu erneuern und mit zusätzlichen Neubauten zu ergänzen. Dabei bat sie Gott um Hilfe und bei den Heiligen um Fürsprache.

 

Sie erzählte uns folgendes:

In einer Nacht, während sie beim Gebet war, erschien vor ihr das Bild der Mutter Gottes Maria und erleuchtete ihre Zelle. Die Mutter Gottes lächelte, bekreuzigte sie und sprach die Worte: “Im Namen meines geliebten Sohnes wird dein Vorhaben verwirklicht!”

Mutter Irene nahm diesen himmlischen Trost in ihrem Herzen auf, und dachte dabei, dass der Himmel sie bei diesem grossen Umbruch unterstützen werde, auch wenn sie gesundheitliche Leiden habe.

 

Darüber erzählte sie uns:

Es war in der Zeit des Gedenktags von Märtyrer “Abu Sefen” (im Jahr 2001). Mutter Irene hielt sich für eine Behandlung in der Schweiz auf. Sie verbrachte diese Nacht im Gebet. Plötzlich erschien ihr der Märtyrer und sagte: “Gott erlaubt die Schmerzen in deinem Körper, damit auch du ein Kreuz trägst. Ich bete für dich und du sollst standhaft bleiben.”

Der Märtyrer “Abu Sefen” erschien ihr mehrmals, vor allem während ihren Schmerzen und ihren Leiden. Er tröstete sie mit den Worten: “Durch deine Geduld wird dir als Lohn der Kranz des Martyriums zuteil.”

Mutter Irene durfte mehrere Male mit Maria, der Mutter Gottes sprechen! Bei einem Besuch fragte Maria unsere Mutter Irene: “Magst du das Martyrium ertragen?” Darauf antwortete Mutter Irene: “O Mutter Gottes, ich bin zu schwach dafür. Wenn du mich dabei unterstützest, bin ich bereit dafür!” Da sagte die Mutter Gottes: “Alle Krankheiten und Leiden gehören auch zum Martyrium!”

 

Mutter Irene erzählte eine andere Geschichte:

Einmal war ich in Behandlung im Ausland. Als ich stehend im Gebet vertieft war, wurde das Zimmer erleuchtet und die Mutter Gottes Maria erschien mir zu meiner rechten Seite. Da begab sich auch der Märtyrer “Abu Sefen” an der linken Seite zu mir, worauf Maria zu mir sprach: “Irene, lass uns zusammen beten.” Sie begann mit den Worten: “O grosser Gott, mein geliebter Sohn, ich danke dir, lobpreise und verherrliche dich, du Allheiliger.”Danach sagte sie: “Grosser Gott und mein geliebter Sohn. Nimm meine Bitte an, denn aus mir bist du in die Welt gekommen und hast mir von deiner Ehre und Herrlichkeit geschenkt. Ich bitte dich, sei gnädig und hab Erbarmen und Geduld mit der Welt. Grosser Gott und mein geliebter Sohn, die Menschen missbrauchen deine unendliche Liebe, trotzdem sei gnädig mit ihnen im Namen des Kreuzes und deines kostbaren Blutes. Lass deine Gnade über alle Menschen kommen, besonders über diejenigen, die von dir entfernt sind, denn sie sind schwach.”

Die Mutter Gottes gedachte in ihrem Gebet der Kirche, der Klöster, der Bischöfe und der Priester in Ägypten. Sie betete für die Erlösung der ganzen Welt. Am Schluss sprach sie unter Tränen zu Gott: “Deine Tochter Irene sehnt sich zum Martyrium. Lass dein Wille geschehen und gib ihr den Segen und die Kraft in ihrem Leben, Amen.”

Mutter Irene war innerlich bereit, in ihrem Leben durch das Martyrium zu gehen. Deshalb verkraftete sie ihre Schmerzen ohne Klage. Die Ärzte erstaunten sich darüber, wie Mutter Irene ihre Leiden in Frieden und mit Freude ertragen konnte.

Im nächsten Kapitel werden wir von der letzten Reise mit ihren Krankheiten erfahren.

 

 

Kapitel 4

 

Auf dem Weg ins Himmelreich mit dem Sieg der Frommen

 

Bible

 

“Wer siegt, wird dies als Anteil erhalten; Ich werde sein Gott sein und er wird mein Sohn sein.” (Offenbarung 21:7)

 

Das Leiden auf Erden im Namen Christi und seine Belohnung

In ihrer reicherfüllten Reise auf Erden führte Mutter Irene ein Leben in Bescheidenheit. Sie war voller Glauben und Liebe bis die Zeit gekommen war, in der sie in Begleitung der Engel zum Allmächtigen, dem Herrn der Heere ins himmlische Reich eingehen durfte.

Bible

“Sie haben ihn besiegt durch das Blut des Lammes und durch ihr Wort und Zeugnis; sie hielten ihr Leben nicht fest, bis hinein in den Tod. Deshalb stehen sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm bei Tag und Nacht in seinem Tempel. Denn das Lamm in der Mitte vor dem Thron wird sie weiden und zu den Quellen führen, aus denen das Wasser des Lebens strömt, und Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen.” (Offenbarung 12: 11, 7:5,17)

Unsere liebe Mutter Irene ertrug ihre gesundheitlichen Leiden durch ihre Geduld und im Gebet vor dem Allmächtigen. Jeder Mensch, der mit ihr in Kontakt kam, erkannte ihr hohes geistiges Niveau. Sie führte ein Leben aus Gottes Geist und vollem Glauben.

Unsere liebe Mutter unterzog sich mehreren chirurgischen Eingriffen, etwa siebenundzwanzig Mal.

Darüber möchten wir einiges erwähnen:

Im Jahr 1970 wurde ihr nach einem langen Leiden, ein von ihrer sehr bescheidenen Lebens- und Essensweise herrührendes Magengeschwür operiert. Sie betonte immer wieder: “Ich lebe bescheiden, faste viel und esse nur Gemüse!”

Mutter Irene litt an Magengeschwüren, so dass sie ständig blutete. In diesem Zustand konnte sie kaum mehr Essen oder das Trinken ertragen. Deshalb rieten ihr die Ärzte zu einem chirurgischen Eingriff.

In jener Nacht erschien ihr die Mutter Gottes im Spital, und befreite sie von ihrem fürchterlichen Leiden.

Im Jahr 1976 sollte sich Mutter Irene einer Gebärmutteroperation unterziehen, da diese ihr Schwierigkeiten bereitete.

1989 erlitt sie eine Infektion, wodurch beinahe das rechte Bein hätte amputiert werden sollen. Im selben Jahr, an einem Dienstag dem ersten August, wurde Mutter Irene auf die Fürsprache von St. Maria und dem Märtyrer “Abu Sefen” geheilt. Dieser Dienstag entsprach dem Gedenktag der Weihe der Kirche des Märtyrers “Abu Sefen” im Kloster in Ägypten.

 

Professor Dr. “Fayez Farid Petrus”, der unsere liebe Mutter während mehreren Jahren zusammen mit einem Herzspezialisten begleitete, erzählte uns folgendes:

Ende der achtziger Jahre hatte Mutter Irene Schmerzen im Herz, worauf sie zur Behandlung in das Herzzentrum in “Heliopolis” eingeliefert wurde. Dort wurde sie behandelt. Als die Beschwerden wieder kamen, wurde ihr eine hilfreichere Behandlung in den USA empfohlen. Dort wurde sie am Herzen operiert. Danach kehrte sie nach Ägypten zurück. Dies geschah im Jahr 1992.

Drei Monate später stellten die Ärzte eine Krebs-Erkrankung an den Lymphdrüsen fest. Deshalb musste Mutter Irene nochmals in die USA reisen. Dort wurde sie mit einer Chemotherapie behandelt, wodurch der Herzmuskel geschwächt wurde. Der behandelnde Arzt fand jedoch keine weiteren Spuren von Krebszellen mehr, war sehr darüber erstaunt, und betrachtete dies als ein Wunder. Danach bekannte er sich zum christlichen Glauben und Mutter Irene schenkte ihm ein goldenes Kreuz.

Aufgrund der schwachen Leistung des Herzens meinten die Ärzte in Amerika, dass Mutter Irene nicht mehr länger als sechs Monate leben würde! Dabei rieten sie ihr zu einer Herztransplantation und des weitern dazu, ihre klösterliche Führung aufzugeben. Mutter Irene lehnte dankend ab und kehrte im Jahr 1999 ohne Operation nach Ägypten zurück.


Im Jahr 2001 litt sie an einer starken Herzschwäche und wurde ins Herzzentrum “El Hayat Spital” eingeliefert. Dort wurde das Herz mittels einem Elektrokardiogramm und Medikamenten reaktiviert. Um den Herzrhythmus zu stabilisieren wurde ihr ein Herzschrittmacher eingepflanzt. Danach nahm Mutter Irene ihre tägliche Arbeit im Kloster wieder auf, worauf ihr Herz wiederum geschwächt wurde und sie dadurch mehrere Male ins Spital eingeliefert werden musste.

Man nahm wieder Kontakt mit ihren behandelnden Ärzten in Amerika auf, um weiteren Rat zu holen. In Amerika staunten sie darüber, dass unsere liebe Mutter trotz ihres schwachen Zustandes noch am Leben sei, denn aus medizinischer Sicht tönt diese Geschichte für die Ärzte unglaublich!

Am Gedenktag von Märtyrer “Abu Sefen” (August 2006) wurde Mutter Irene wieder wegen ihrer Herzschwäche ins El Hayat Spital eingeliefert. Damals war sie Diabetikerin und brauchte zweimal täglich eine Insulinspritze. Sie musste auch wasserlösende Mittel einnehmen, weshalb die Nieren einigermassen normal funktionierten.

Am 16.Oktober 2006 während eines Spitalaufenthaltes brach sie sich wegen eines Fehltrittes das Bein. Dadurch wurde ihr allgemeiner gesundheitlicher Zustand stark beeinträchtigt.

Mehrere Spezialisten kümmerten sich um sie, sei es mit Medikamenten oder Apparaturen. Ihr Herz jedoch reagierte nicht mehr und sie verstarb am 31.Oktober 2006.

 

Das Ende der Reise auf Erden von der lieben Mutter Irene

Mehrere Zeichen deuteten daraufhin, dass unsere liebe Mutter bald in den Himmel gehen wird. Als sie zum letzten Mal ins Spital gebracht wurde, wollte sie sich von uns verabschieden. Sie blieb relativ lange Zeit vor dem Auto stehen und winkte uns mit der Hand zu. Dabei sprach sie die Worte: “Es geht bald zu Ende. In wenigen Tagen werde ich gehen!”

Bei ihrem letzten Aufenthalt im “El Hayat Spital” wiederholte sie mehrere Male, dass sie bald ins Himmelreich gehen werde! Zu einem Arzt sagte sie, dass sie den Gedenktag von Märtyrer “Abu Sefen” (4. Dezember) im Himmel feiern werde! Aus ihrem inneren Gefühl heraus sagte sie zu einer behandelnden Schwester, dass sie verunfallen und dabei ein Bein brechen werde. Tatsächlich geschah dies, wodurch sich ihr gesundheitlicher Zustand deutlich verschlechterte. Professor Dr. “Fayez Fried” bestätigte dies.

Ohne zu klagen verkraftete Mutter Irene viele unerträgliche Schmerzen und Leiden in ihrem Leben. Sie bat dabei Jesus und seine heilige Mutter Maria um Hilfe. Unsere liebe Mutter fühlte sich in ihren Leiden als Märtyrerin für andere Menschen, und sehnte sich mit dem Gebet danach, in das Himmelreich zu einzugehen.

 

In ihren Gebeten sprach sie folgende Worte:

“O Mutter Gottes, du bist die Mutter des Erlösers und der Freude.

Mein geliebter Sohn, hilf mir, auf die Fürsprache deiner Mutter, erlöse mich und sei mir gnädig.

O Gott, bevor ich in dein Reich komme, lege ich meine Reue dir nieder und danke dir für deine Barmherzigkeit.

Mein Gott, du weisst wie meine unerträglichen Schmerzen sind. Hilf mir eine Märtyrerin zu sein.”

 

Am Montag den 30. Oktober 2006 (nach dem koptischen Kalender 20. Babeh) kam ihr Herz zweimal zum Stillstand, worauf sie vom Kloster in die Intensivstation eingeliefert wurde. Das Morgengebet wurde vor dem Gottesdienst abgehalten, und die Lesungen an diesem Tag waren über die Talente des klugen Dieners. (nach Matthäus 25:14-23)

Bible

“Sein Herr sagte zu ihm: Sehr gut, du bist ein tüchtiger und treuer Diener. Du bist im Kleinen ein treuer Verwalter gewesen, ich will dir eine grosse Aufgabe übertragen. Komm, nimm teil an der Freude deines Herrn!” (Matthäus 25:21)

 

Alle Lesungen während der Messe an diesem Tag deuteten darauf hin, als seien sie auf eine besondere Person gerichtet.

Bible

 

“Denkt an eure Vorsteher, die euch das Wort Gottes verkündet haben; schaut auf das Ende ihres Lebens, und ahmt ihren Glauben nach! (Hebräer 13:7)

 

Bible

 

Deshalb hat auch Jesus, um durch sein eigenes Blut das Volk zu heiligen, ausserhalb des Tores gelitten. Lasst uns also zu ihm vor das Lager hinausziehen und seine Schmach auf uns nehmen.(Hebräer 13: 12,13)

 

Bible

 

Gehorcht euren Vorstehern, und ordnet euch ihnen unter, denn sie wachen über euch und müssen Rechenschaft darüber ablegen; sie sollen das mit Freude tun können, nicht mit Seufzen, denn das wäre zu eurem Schaden.” (Hebräer 13: 17)

 

Bible

 

“Deine Priester sollen sich bekleiden mit Gerechtigkeit, und deine Frommen sollen jubeln.” (Psalm 132:9)

 

Die Lesung aus der heiligen Geschichte (Synexarium) dieses Tages traf den Gedenktag des grossen bescheidenen Bischof “Johannes El Kasier”. Im Gottesdienst wurden wir sehr berührt dabei und spürten himmlische Freude auf Erden.

 

Der Weg zur ewigen Freude

Der Dienstag, 31. Oktober 2006 (21. Babeh 1723 kopt. Kalender) traf auf folgende Gedenktage: der Himmelfahrt von der Mutter Gottes Maria, der Überbringung von den Lazarus-Reliquien, dem Tod vom Propheten Joël und dem heiligen Bischof Ruis. Am jenem Tag um sechs Uhr abends schied Mutter Irene von uns dahin in die ewige Freude!

An diesem Tag besuchte Bischof Arsanius von der Diözese El Menia und Abu Kurkas das Kloster “Abu Sefen”. Mutter Irene war bewusstlos. Als der Bischof das Gebet für die Kranken sprach, hörte er ihre Stimme: “O Herr, lass deine Magd jetzt in Frieden gehen!”Berührt verabschiedete er sich nach der Messe, in der Überzeugung, dass die Seele unserer lieben Mutter die Erde in Frieden verliess.

Etwa um zehn Uhr nachts wurde der Leichnam von Mutter Irene ins Kloster zurück gebracht und in der Kirche von Märtyrer “Abu Sefen” aufgebahrt. Viele Menschen machten sich auf den Weg ins Koster, als sie die traurige Nachricht von ihrem Hinschied erfuhren. Die Nonnen verblieben bei ihrem Leichnam, lasen Psalmen und beteten in der Nacht die Lobpreisungen.

Am 01.11.2006 wurde für sie ein Gottesdienst zelebriert und viele Gläubige verabschiedeten sich von ihr.

 

Mutter Irene in unserem Herzen

Bei ihrer Beerdigung trafen viele Menschen aus dem In- und Ausland ein, so dass das Tor des Klosters bis Mitternacht offen stand. Viele mussten zwei bis drei Stunden anstehen, bis sie ihr die letzte Ehre erweisen konnten.

Darüber wurde in einer Zeitung Folgendes berichtet: Es war ein berührendes und gefühlvolles Ereignis. Viele Menschen besuchten das Kloster, um einen letzten Blick auf ihren Leichnam zu werfen. Ihr Antlitz strahlte eine geistige Atmosphäre aus.


Die himmlische Hochzeit der Jungfrau

Um Mitternacht trugen die Nonnen-Töchter den Leichnam von Mutter Irene in die Kirche von St. Maria und verbrachten die ganze Nacht beim Lesen der Psalmen und sangen Lobpreisungen.

Am Tag danach, am Donnerstag des 2. Novembers 2006 (21. Babeh 1723) trafen Bischöfe und Priester ein, um sie zu bestatten. Bei der Zelebration nahmen vier Bischöfe teil; Bischof Arsanius von El Menia und Abu Kurkas, Bischof Ruis, Bischof Misael aus Birmingham und Bischof Aghason aus Brasilien. Anwesend waren weitere Bischöfe, Priester, Äbtissinnen von anderen Klöstern, Mönche, Nonnen und auch Staatsleute. Das Gebet dauerte rund zwei Stunden.

 

Bischof Rafael hielt eine Rede, in der er die Kondolenz von seiner Heiligkeit Patriarch Schenuda vortrug:

“Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, ein Gott Amen.”

“Im Namen der Kirche, seiner Heiligkeit Patriarch Schenuda, aller Bischöfe und Priester verabschieden wir uns von der reinen Seele der Mutter Irene, Äbtissin des Klosters “Abu Sefen”. In der koptischen Kirche war und bleibt sie ein Vorbild des klösterlichen Lebens. Für ihre vielen Tugenden und geistigen Gaben ist sie unzählbarer himmlischer Kränze würdig.”

 

Ein Kranz für das Leben in Keuschheit

In der Nacht-Lobpreisung gaben folgende Worte Mutter Irenes Liebe zum klösterlichen Leben zum Ausdruck: “O ihr Jungfrauen, bewahrt eure Keuschheit, damit ihr Töchter der Mutter Gottes werdet!”

Mutter Irene war bekannt für ihre Liebe zum klösterlichen Leben, welche aus der Tugend der Reinheit und Keuschheit hervorging. Sie nahm die Mutter Gottes Maria und die Märtyrerinnen, die Heilige Damiana mit ihren vierzig Gefährtinnen, als Vorbild. Wie es die Heilige Damiana tat, so kümmerte sich auch Mutter Irene um ihre Nonnen-Töchter. Die Mutter Gottes Maria war keine Missionarin so wie die Apostel. Ihr Leben in Reinheit war Vorbild für die Jungfrauen. Mutter Irene ahmte dieses Leben nach, um es an ihre Nonnen-Töchter weiterzugeben.

 

Zum Kranz für ein Leben in Glauben und Standhaftigkeit

Mutter Irene führte ein Leben im Glauben und Geist.

Das Leben in Keuschheit ist nicht so einfach, denn der Satan schmiedet dagegen immer wieder seine Pläne. Selig aber jene, die bis zum Ziel standhaft bleiben!

Mutter Irene beharrte darauf, ein Leben im Glauben zu führen, trotz ihren körperlichen Leiden und Schwächen.

Als fromme Nonnen-Mutter und Äbtissin des Klosters nahm sie alles auf sich, und erhielt Kränze für das Ertragen aller Aufgaben in Geduld. Diese benötigte sie, um ihre Bemühungen für baulichen Abläufe und Einrichtungen im Kloster zu vollenden.

Wir erfuhren, das nicht nur ihre Nonnen-Töchter ihre mütterliche Liebe erleben durften, sondern auch viele andere Menschen im In- und Ausland. Sie konnte Bischöfe, Nonnen, Priester und Ratsuchende mit Gebet und Ermutigungen ebenfalls trösten.

In all den wohlverdienten Kränzen für ihre Seele erinnern wir uns an die Worte in der Bibel:

Bible

 

“Wer ist sie, die da aus der Steppe heraufsteigt in Säulen von Rauch, umwölkt von Myrrhe und Weihrauch, von allen Wohlgerüchen der Händler?” (Das Hohelied 3:6)

 

Mutter Irene verliess die Erde um ins Himmelreich einzugehen. Sie war eine Säule im Kloster, was sie durch Leiden, Gebete, Tugenden und Talente erreichte. In Kenntnis ihrer Leiden rief der damalige Patriarch sie mehrere Male an und erkundigte sich nach ihrem Zustand. Er bat sie, ihm über ihr Befinden zu berichten. Dies deutete darauf hin, dass Mutter Irene vom Oberhaupt der Kirche seine Wertschätzung erfuhr.

Im Namen der Kirche dankten wir allen, die an ihrer Bestattung teilnahmen, vor allem auch Präsident Hosni Mubarak, der seinen Vertreter im Präsidium, Herrn Fawzi Schaker, sandte. Dabei waren auch mehrere Minister und Vertreter des Staates anwesend. Wir dankten allen für ihre Teilnahme.

Nach dem Gebet trugen die Nonnen den Leichnam von unserer lieben Mutter in einer berührenden Prozession zur Kirche von St. Maria. Von dort aus begleiteten sie die Gläubigen weiter, bis zu einer für sie vorgesehenen Heiligenstätte innerhalb des Klosters. Diese Grabstätte wurde auf Anweisung von Bischof Ruis im Jahr 1995 bestimmt, als Mutter Irene an Lymphdrüsenkrebs erkrankte.

 

Ein Hinschied, welcher die Gefühle im In- und Ausland bewegte!

Die Nachricht vom Heimgang unserer lieben Mutter traf viele Menschen im in- und Ausland. Viele Zeitungen und Web-Seiten berichteten von ihrem Hinschied. Alle haben über ihr höheres geistiges Niveau und ihre Rolle im klösterlichen Leben, welche den himmlischen Auftrag auf Erden verkörperte, berichtet.

Am 5. November 2006 wurde in der Zeitung “Watani” unter folgendem Titel darüber berichtet: “Ein berührender Hinschied von der Mutter des klösterlichen Leben in Ägypten”. Darin wurde hervorgehoben, wie ihre geistigen und sozialen Werke, sowie die guten Tugenden und die Barmherzigkeit eine grosse Bewegung für die Kirche war und die Herzen vieler Menschen öffnete. Seitdem sie die Führung übernahm, begann sie das Kloster zu renovieren und das klösterliche Leben zu erneuern. Viele von ihren Nonnen-Töchtern wurden Äbtissinnen in verschiedenen Klöstern. Mehrere der anwesenden Bischöfe lobten sie. Bischof “Silwanis” sprach folgende Worte: “Sie war eine Segensquelle für Alt-Kairo.”

 

Ein Leben mit Ausstrahlung

Über Mutter Irene stand in einer anderen Zeitung, dass sie eine besondere Ausstrahlung besass, als ob sie aus einer anderen Welt käme! Überall, wo sie in Erscheinung trat, herrschte Frieden und Freude. Trotz ihrer Leiden und Schwächen übernahm sie die Führung des Klosters, so wie es der Erst-Priester Mina El Baramusi im Jahr 1954 voraussagte.

 

Der Hinschied von Mutter Irene

In den Zeitungen standen auch Berichte in englischer und französischer Sprache. Darin wurde erwähnt, wie tief die Trauer über den Hinschied von Mutter Irene war. Ein Journalist schrieb folgende Worte über ihre Bestattung: “Die heilige Mutter lag seelig-ruhig in ihrem Sarg und trug ein Kreuz in ihren Händen.”

Mutter Irene ging zum Himmel, ihr Geist bleibt jedoch dem Kloster erhalten, und sie ist nicht weit von uns.

 

Eine Wüsten-Mutter der Neuzeit

Am 16. November 2006 stand in der Zeitung “Al Ahram Weekly” ein langer Bericht unter dem Namen “Eine Wüsten-Mutter der Neuzeit”. Dieser Bericht wurde auch ins Internet gestellt. Darin erwähnte man die geistigen und baulichen Aktivitäten von Mutter Irene während ihrer Zeit als Äbtissin im Kloster “Abu Sefen”.

Es wurde auch erwähnt, wie Mutter Irene die Pachomius Regeln für das gemeinsame Klosterleben einführte und eine Bibliothek gründete. Sie liess eine neue Kirche für die Nonnen im Kloster mit dem Namen “Abu Sefen” bauen.

Im Bericht stand über die geistige Verbindung von Mutter Irene mit dem Märtyrer “Abu Sefen”, wie sie damals auch Patriarch Kyrillus mit dem Heiligen St. Mina pflegte.

Am jährlichen Gedenktag des Märtyrers “Abu Sefen” besuchten viele Gläubige das Kloster, um mehr über seine Wundertaten zu erfahren, welche Gott durch seine Fürsprache vollbrachte.

Im Zeitungsbericht stand auch über die Ähnlichkeit des Lebens zwischen unserer lieben Mutter Irene und der Heiligen “St. Ketika”, die im vierten/fünften Jahrhundert lebte und bereits damals als Wüsten-Mutter bezeichnet wurde. Diese Heilige lehrte Mönche und Nonnen schon damals ein Leben mit Fasten, Gebet, Bescheidenheit und Reinheit zu führen.

Genauso verhielt sich Mutter Irene gegenüber ihren Nonnen-Töchtern. Sie lehrte sie bei ihren wöchentlichen Reden über geistige Themen nachzudenken und danach zu leben.

Viele Menschen wurden durch ihre Reden getröstet und manche entschieden sich für das klösterliche Leben.

Es wurde auch erwähnt, wie Mutter Irene über fünfunddreissig Jahre lang ihre gesundheitlichen Leiden in Geduld ertrug. Dabei nahm sie sich die Heiligen als Vorbild, welche bereits vor Jahrhunderten lebten.

 

Bericht über den Hinschied von Mutter Irene ins Himmelreich

Am 15. November 2006 veröffentlichte die Zeitung “El Maschahier” einen zweiseitigen Bericht über unsere liebe Mutter Irene mit dem Titel “Bericht über den Hinschied von Mutter Irene  ins Himmelreich”. Der Journalist begann den Bericht mit folgendem Satz: “Sie ist nicht gestorben, sie ruht in Frieden!”

Jeder, der Mutter Irene die letzte Ehre erwiesen hatte, bestätigte, dass ihr Gesicht immer noch mit einem Lächeln strahlte.

Über ihre Liebe zu den Mitmenschen wurde im Bericht geschrieben: “Sie hatte ein Herz für alle Menschen. Sie schied in Frieden, der Segen ihres Gebetslebens bleibt jedoch ewig.”

Im Bericht wurde auch die Wirkkraft von Mutter Irene im “klösterlichen Leben” hervorgehoben. Ein Reporter schrieb darüber: “Mutter Irene war eine Tochter im Geist von Mutter Gottes Maria.” Er schrieb über ihr geistiges Schauen, welches sich bei mehreren Ereignissen zeigte, wie z.B. beim Unfall eines Chores der St. Georg Kirche in Heliopolis. Durch ihre Gabe des Schauens erlebte Mutter Irene dieses Geschehnis und tröstete die Familien der Verunfallten. Viele von ihnen wurden durch die Fürsprache und ihr Gebet geheilt.

Sie erinnerte uns an die frühere Märtyrerin Damiana und wurde eine Führerin des klösterlichen Lebens in unserer Generation.

Über die geistige Gabe unserer lieben Mutter erzählte ein Priester, der sie seit fünfunddreissig Jahren kannte, dass er vier Tage nach ihrem Tod, während des Gottesdienstes beim Altar, Mutter Irene erblickte! Er erzählte dem Journalisten folgendes:

“Beim Gedenkgebet für die Verstorbenen nannte ich auch den Namen von Mutter Irene. In diesem Augenblick durfte ich sie auf der rechten Seite des Allmächtigen im Himmelreich erblicken.”

Diese Szene vereinigt sich mit folgender Stelle in der Offenbarung der Bibel:

Bible

 

“Wer siegt, der darf mit mir auf meinem Thron sitzen,…”(Offenbarung 3: 21)

 

Über vierzig Jahre lang opferte sich Mutter Irene für ihre Mitmenschen auf. Als geistige Siegerin durfte sie mit den von Gott geschenkten Kränzen in das Himmelreich eingehen.

Der Priester erzählte: “Mutter Irene schaute im Voraus, dass der Einsiedler Schenuda die Führung der Kirche übernehmen wird.”

Als Präsident Sadat in seiner Regierungszeit den Patriarchen Schenuda in einem Kloster in der Wüste einsperren liess, verordnete Mutter Irene regelmässige Gebetsstunden. Diese fanden jeden Donnerstag mit rund fünfundsechzig Priestern und auch mit Gläubigen im Kloster “Abu Sefen” statt. Einige Tage später wurde die Verbannung des Patriarchen Schenuda aufgehoben.

Im Zeitungsbericht wurde auch über die geistige Beziehung zwischen Mutter Irene und Patriarch Kyrillus geschrieben. Des weiteren wurde über Wundertaten berichtet, welche Gott auf Fürsprache ihrer Gebete bei vielen Menschen vollbrachte. Darunter waren Anliegen bei unheilbaren Krankheiten oder Kinderlosigkeit. Nach der Erhörung Gottes wurden sie im Glauben gestärkt.

 

Reaktionen und Kondolenzbezeugungen Im Internet

Nach der Verkündigung des Todes von Mutter Irene erschienen viele Kondolenzanzeigen in verschiedenen Sprachen auf mehreren Webseiten. Aus Ländern wie Ägypten, Amerika, Kanada, Australien, Deutschland, Niederlande, England und der Schweiz kamen Trostworte. Sie enthielten Bekundungen über die Würde und die höhere Stellung von Mutter Irene bei den Gläubigen. Diejenigen, welche von ihr hörten oder in Kontakt mit ihr kamen, und sie in ihr Herz geschlossen haben, durften die Liebe Christi in ihrer Person erleben.

Manche Immigranten erwähnten, dass sie Mutter Irene persönlich nie getroffen haben, jedoch von ihren Wundertaten und dem Märtyrer “Abu Sefen” hörten.

Darüber schrieb eine Frau unter dem Titel “Ich hätte sie gerne getroffen”. Vor drei Jahren hatte sie ein Problem. In einer Nacht erschien ihr in einem Traum eine Nonne mit einem Heiligen an ihrer Seite, welche sie mit Liebe tröstete. Danach wurde ihr Problem gelöst!

Da sie Mutter Irene zu ihrer Lebzeiten nie gesehen hatte, konnte sie diese im Traum nicht erkennen. Als sie jedoch die Todesanzeige las, zeigte sie auf ihr Bild und sagte: “Dies ist die Nonne, welche mir im Traum erschienen ist.”

Viele schrieben Trostworte und Gedichte über ihr Leben und ihre Weisheit. Obwohl sie von unserer Welt schied, bleibt Mutter Irene bei uns mit ihrem Geist, und wir dürfen sie weiterhin um Fürsprache bei Gott bitten.

 

Kondolenzbriefe

Viele Kondolenzbriefe trafen nach dem Hinschied von Mutter Irene im Kloster ein. Aus ganzem Herzen und mütterlicher Liebe dachten die Gläubigen an sie und erinnerten sich an ihre Gefühle. Sie gedachten Mutter Irene, wie sie sich während ihres ganzen Lebens für viele Hilfesuchende aufopferte.

Bischof Michael von “Assiut” lobte Mutter Irene im Brief: “Eine gesegnete Nonne führte ein Leben in Gottesfurcht. Sie war ein Vorbild für ihre Mitmenschen. Ihr Hinschied ist ein Verlust für das Kloster und diese Generation. Denn es gibt wenige Menschen, die ihr Leben im Namen Gottes für andere Menschen aufopfern.”

Über Mutter Irene schrieb Priester “Takla Labib”: “Sie besass eine würdige Persönlichkeit, bemühte sich für das Wohlwollen des Klosters und der ganzen Kirche. Ihr Leben war beispielhaft für viele Menschen.”

Der Heilige Serafim Swarovski sprach in dieser Hinsicht zu den Nonnen: “Nach meinem Tod kommt zu meinem Grab, teilt mir eure Bedürfnisse mit, und ich werde sie erfüllen”.Daraus kann man verstehen, dass Mutter Irene mit dem Körper starb, ihr Geist jedoch bleibt mit uns, und wir können auf ihre Fürsprache bei unserem Erlöser zählen

Über das Wirken von Mutter Irene im Leben ihrer Mitmenschen und die tief empfundene Trauer nach ihrem Hinschied schrieb Frau “Amani” aus Kanada Folgendes: “Eine Mutter gebärt zum Beispiel zwei oder drei Kinder. Als Äbtissin fühlte sich Mutter Irene für ihre Nonnen-Töchter sowie für die Anliegen vieler rat- und hilfesuchenden Menschen vor dem himmlischen Bräutigam verantwortlich.”

Einer ihrer Bekannten besuchte nach ihrem Tod die Grabstätte im Kloster und sprach die Worte: “O Mutter Irene, ich kam zu deinem Grab und erinnerte mich an die Worte in der Bibel: “Er ist nicht da; er ist auferstanden!”

Ein Priester, der mit Mutter Irene in ständigem Kontakt war, erzählte folgendes: “Ich war in einer finanziellen Notlage und beschloss, beim Kloster “Abu Sefen” in Krier um eine Hilfe anzuklopfen. Später begegnete mir eine Nonne und übergab mir einen Brief, worin sich zweitausend ägyptische Pfund befanden. Da erkannte ich, dass Mutter Irenes Geist in diesem Anliegen wirkte.”

Dies waren Worte, welche viele Gläubige von unserer lieben Mutter Irene zum Ausdruck brachten. Es waren wenige Worte, welche aus den Herzen der Menschen gesprochen wurden. Nicht alle kamen in Kontakt mit Mutter Irene, konnten jedoch ihre Würde schätzen, und wünschten ihrer Seele die ewige Freude in der Herrlichkeit Gottes.

 

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Vorwort

Kapitel 1

Aus einer frommen Familie, wächst eine gute geistige Frucht

Kapitel 2

Das Leben im Kloster

Kapitel 3

Die Berufung zur Äbtissin Seite 20 mit der Führung des Klosters

Kapitel 4

Auf dem Weg ins Himmelreich mit dem Sieg der Frommen